LETNA PARK     Prager Kleine Seiten
Kulturmagazin aus Prag
info@letnapark-prager-kleine-seiten.com


Gründungsaufruf 

für eine unabhängige russische Journalisten-Gewerkschaft

gegen die Propaganda des Kreml und zur Rettung des Berufsstands


„Die Ereignisse der letzten Monate haben Russland an einen Punkt gebracht, von dem ab ein freier Meinungs- und Informationsaustausch nur noch in den privaten Küchen möglich ist.

Ohne eine Erklärung von Gründen wurden unabhängigen Internet-Ressourcen wie Grani.ru oder Jezh.ru und Kasparov.ru blockiert. Dem Fernsehsender Doschd wurden alle Verbreitungskanäle gesperrt. Die wichtigsten Provider des russischsprachigen Internets wurden unter staatliche Kontrolle gestellt. Beim sozialen Netzwerk VKontakte wurde die Führung ausgetauscht, der Suchdienstanbieter Yandex wird angegriffen. Das Einschränken der freien Meinungsäußerung im Internet findet praktisch täglich statt: sowohl durch gesetzliche Auflagen, als auch durch unbegründete gerichtliche Verfolgungen der Internet-Nutzer.


Strikte Abgrenzung von Journalismus und Propaganda notwendig

Der Kreml benötigt den in der bisherigen Geschichte gar nicht vorstellbaren Fluss von Lügen und minderwertiger Propaganda, um die russische Einmischung in die internen Angelegenheiten der Ukraine und die Annexion von Teilen dieses Landes zu rechtfertigen. Das Ergebnis: Die Mehrheit der Mitarbeiter der staatlichen und dem Staat nahestehenden Medien kann nicht als Journalisten bezeichnet werden.

Es ist notwendig, umfassende Schutzmaßnahmen zur Bewahrung des Berufsbildes einzuleiten. Dafür ist die strikte Abgrenzung zwischen Journalismus und Propaganda sowie Public Relations notwendig. Ebenso notwendig ist die Schaffung von Freiräumen für unabhängigen Journalismus, der sich dem politischen und dem ökonomischen Druck sowie auch der Zensur widersetzen kann.


Es fehlt an Solidarität

Eines der größten Probleme des russischen Journalismus ist das Fehlen von Solidarität. Mit der Schaffung einer Solidarität-Struktur für Journalisten kann der Kampf um den Schutz des Berufes beginnen.

Wir teilen hiermit mit:

- Dass wir eine unabhängige Union (Gewerkschaft) von Journalisten ins Leben rufen, die zum Ziel haben wird, den professionellen, rechtlichen und sozialen Schutz der Journalisten zu gewährleisten;

- dass wir uns mit den Journalisten der Ukraine solidarisieren – in unseren Absichten, mit ihnen zusammen ein Monitoring der Propagandalügen, die die Berichtserstattung über die Geschehnisse in Russland und in der Ukraine begleiten, zu implementieren;

- dass wir ein unabhängiges Monitoring der Verletzungen der Rechte der Journalisten in den Regionen Russlands, wie auch der Verletzung der Freiheit zur Meinungsäußerung im Internet ins Leben rufen bei gleichzeitiger Gewährleistung der rechtlichen Hilfe für Journalisten, die unter der Verletzung ihrer Rechte leiden oder gelitten haben.


Unser Land vom Abgrund weg bewegen

Unser Land rutscht vor unseren Augen zum totalitären Regime ab. Dabei spielen die führende Rolle jene Medien, die einen massiven Informationskrieg gegen die Bürger des eigenen Landes führen. Die Medien entwickeln in den Köpfen der Bürger Bilder von inneren und äußeren Feinden und suggerieren die Illusion eines möglichen Zurückkehrens zum alten Imperium. Es ist nicht möglich, dieses Abrutschen allein mit Kräften der Journalisten zu stoppen. Aber ohne die Anstrengung professioneller Journalisten ist es unmöglich, unser Land vom Abgrund weg zu bewegen.“


ErstunterzeichnerInnen

Arkadi Babtschenko, Journalist; Natella Boltjanskaja, Journalistin; Alexander Golz, Journalist; Wladimir Kara-Mursa, Senior Journalist; Xenia Larina, Journalistin; Maxim Matwejtschenkow; (Blant), Journalist; Grigori Pasko, Journalist, Leiter des Fonds des investigativen Journalismus 19/29; Olga Paschkowa, Journalistin, Geschäftsführerin des Internet-Portals Ежедневный журналGalina Sidorowa, Journalistin; Maria Slonim, Journalistin; Lew Rubinschtejn, Journalist; Alexander Ryklin, Journalist; Swetlana Solodownik, Journalistin; Viktor Schenderowitsch, Journalist; Dmitri Schulgin, Journalist; Igor Jakowenko, Journalist.

Reuters; n-ost. Originalaufruf: http://www.echo.msk.ru/blog/echomsk/1341450-echo/


18VI14 



Tweet