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Hier spürt man wirklich Europa


Gespräch mit Kristina Forbat, der Stadtschreiberin von Kaschau / Košice

von Katja Schickel


Als klar war, dass ich nach Košice fahre, habe ich Kristina Forbat, der siebenundzwanzig-jährigen Stadtschreiberin von Kaschau / Košice, gemailt und sie um ein Treffen gebeten. Ich hatte ihren Blog gelesen und wollte sie unbedingt kennenlernen. Gleich zu Anfang schrieb sie: Wir können nur einen kleinen Teil von dem leben, was in uns ist. Nun habe ich fünf Monate lang Zeit zu entdecken, wie sich dieser Teil anfühlt. Das klang vielversprechend. Ihr Blog ist empfehlenswert für alle, die etwas über die Kulturhauptstadt Košice 2013 erfahren möchten, denn Kristina Forbat zeigt ihre Begeisterung über die Vielfalt der Ereignisse, Events und Begegnungen, vermittelt den Spaß und die Freude, dabei gewesen zu sein. Sie hat einen empathischen, aber auch kritischen Blick auf die Stadt, ihr gelingt Innenschau wie Außenperspektive, sie vermittelt eine von Slowaken, Deutschen, Ungarn, Juden, Ruthenen, Roma und anderen Nationalitäten geprägte Stadt-Geschichte und aktuelle „Stadtgespräche“, sie zeigt Fotos und Videos und schreibt so lebendig und mitreißend, dass man Košice und seine Umgebung unbedingt kennenlernen möchte. : http://stadtschreiber-kaschau.blogspot.de


Wir sitzen draußen vor dem Café Schalkház und genießen wie viele Andere auf der Hlavná einen schönen, warmen Oktobertag. Daniela Capcarová kommt noch dazu.


Katja Schickel: Wie wird man Stadtschreiberin von Kaschau / Košice?


Kristina Forbat: Dass Košice Kulturhauptstadt 2013 werden sollte, wusste ich schon, aber es war eine Freundin, die zufällig zwei Tage vor Bewerbungsschluss im Radio hörte, dass sie einen Stadtschreiber/eine Stadtschreiberin suchen. Sie hat gleich an mich gedacht, weil sie weiß, dass ich aus Košice stamme. Ich habe dann dort angerufen und gesagt: Ich habe erst jetzt davon erfahren, können Sie den Termin nicht verschieben? Nein, nein Frau Forbat, das können wir nicht. Da musste ich meine Bewerbung wirklich binnen einer Nacht schreiben. Das Gute war, ich habe mich schon vorher – durch meine Großmutter, die aus einer jüdisch-ungarischen Familie aus Košice stammt – mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts befasst, vor allem mit dem Holocaust, und hatte daher schon die Idee im Kopf, irgendwann etwas über Košice zu machen, weil mich die Geschichte so fasziniert, weil sie so turbulent ist. Deshalb hatte ich schon eine Struktur und ein Konzept im Kopf, denn für das Stipendium musste man auch ein finales Projekt vorschlagen. Mein Projekt war ein Dokumentarfilm, an dem ich momentan noch arbeite. Ich wurde unter siebenundzwanzig Bewerbern ausgewählt und konnte mich gegen zwei ausgewiesene Osteuropa-Experten durchsetzen, so wurde es mir zumindest gesagt, weil das Projekt eigentlich nicht für slowakische Muttersprachler ausgeschrieben worden war, sondern für Deutsche, die daran Interesse hatten. Aber dass ich die slowakische Sprache spreche, hat mir vor Ort natürlich sehr geholfen, mit den Menschen zu kommunizieren, vor allem mit den Älteren, die nicht unbedingt Englisch sprechen. Für mich war es eine riesige Chance, die ich einfach ergreifen musste.


Ich will als Stadtschreiberin ganz nah sein an Košice, seinen Menschen und der Umgebung. An dieser kleinen Stadt in der Ostslowakei, die sich noch etwas schüchtern gewöhnen muss an ihren Titel der „europäischen Kulturhauptstadt 2013“. Seit jeher ist Košice Schmelztiegel verschiedener Kulturen und Bräuche und steht sinnbildlich für Völker-wanderungen, Kriege und Wirrungen im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts. Košice wechselte binnen weniger Jahrzehnte mehrfach die Staatsangehörigkeit – ohne sich dabei auch nur einen Schritt vom Fleck zu bewegen. Wer kann dies schon von sich behaupten?
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten hier Juden, Deutsche, Ungarn und Slawen friedlich miteinander. Bis heute sind viele Bewohner der Stadt Košice bilingual. Daneben konnten sich einige wenige deutschsprachige Inseln in der Region halten – der forcierten Assimilierung durch das ungarische Königreich und den russischen Besatzern nach dem Zweiten Weltkrieg zum Trotz. In ostslowakischen Orten wie Metzenseifen oder Stoß spricht man heute noch den „mantakischen Dialekt“. - Wie wirkt sich die wechselvolle Geschichte der Stadt Košice und der Umgebung auf ihre Bewohner aus? Welche Erfahrungen machten sie in den politischen Umbrüchen? Mit welchen Herausforderungen lebt hier die junge Generation, die bereits im post-kommunistischen Staat aufgewachsen ist?


Dann kommst du hier an, beziehst eine Wohnung und es gibt das Projekt Kulturhauptstadt. Wie kommst du damit in Berührung?

 

Kristina Forbat: Mein allererster Eindruck, den ich auch auf meinem Blog beschrieben habe: Ich komme an, es ist Ende März, es ist noch bitter, bitterkalt; ich komme am Bahnhof an, in die unfertige Bahnhofshalle. Überall sind Baustellen, ein tristes rosafarbenes Schild Košice – Willkommen in der Europäischen Kulturhauptstadt 2013 empfängt mich. Wir fahren Slalom über die mit Schlaglöchern geflieste Straße. Alle jammern und meckern: Der Winter war so hart, deswegen sind alle Straßen aufgeplatzt. Überall ist es grau, trist und kalt. Das war meine Ankunft in der Kulturhauptstadt. Nichts war fertig, überall waren Baustellen, Erdhaufen, alles war offen, Baggergeräusche waren zu hören, und alle haben sich beschwert: Wohin geht denn das ganze Geld hin? Hier zeigt sich ja nichts außer Baustellen. Das ging so bis Mai. Und dann fing es plötzlich an, als hätte jemand den Lenker einmal kurz um 360 Grad gedreht. Die Sonne schien, die Terrassen öffneten auf der Hlavná. Die Menschen strömten auf die Straßen, ein Festival jagte das nächste. Da war hier wirklich jede Woche etwas los. Theater, Musik, Folklore. Ich habe ständig irgendwelche Frauen in Trachten gesehen, die sangen. Für mich war das alles neu. Ich kannte Košice nur im Sommer, eigentlich in der Sommerpause, wo alles zu ist. Das Staatstheater macht Pause, die Philharmonie, das Haus der Künste. Ich kannte es nur so: im Sommer schön heiß, alle schlecken Aida-Eis. Ich kannte Košice nicht in diesem kulturellen Frühling: Es gibt jeden Donnerstag ein klassisches Konzert, ständig sind irgendwelche Vernissagen. Also auf einmal explodierte es und immerzu war etwas los. Ich wohnte im Ungarischen Theater, gegenüber war das Konservatorium auf der Timonová, und ich hörte jeden Morgen Musik. Musik hat meine Zeit in Košice immer begleitet. Jeden Morgen hörte ich Geigen und Trompeten, Gesang (macht eine Tonleiter nach), jeden Morgen. Das war wirklich mein Eindruck von dieser Stadt. Nach einiger Zeit hatte ich auch mein Fahrrad, das für mich einfach Freiheit bedeutet. Sofort hatte ich das Gefühl, ich bin hier zu Hause, weil ich ganz schnell und auf meine Weise die Stadt entdecken kann. Nach wenigen Wochen grüßte ich Leute auf der Straße und habe gemerkt, Košice ist wirklich klein, nicht provinziell, aber klein. Man kennt sich und hat schnell seine Bekannten, was mich einfach gefreut hat. Ich hatte das Gefühl: Whow, ich bin hier angekommen! Und so war das dann die ganze Zeit.

Ab Juni fingen aber viele wieder an zu meckern, weil mittlerweile schon die Jahreszeit war, in der Touristen hätten anreisen können, aber die Kunsthalle und der Kasárna Kulturpark waren immer noch Baustellen. Man spürte wachsende Kritik, weil die Projekte nach Ansicht der meisten Leute längst hätten fertig sein müssen; sie waren es aber nicht, und es wurde, finde ich, auch nicht gut kommuniziert, warum sie noch nicht fertig waren und wann sie fertig sein würden. Alles wurde ständig irgendwie verschoben, und irgendwann wusste niemand mehr, wann nun was eröffnet wird.

Dann wurde am 3. Juli die Kunsthalle eröffnet, am 3. August der Kulturpark. Aber ich hatte schon das Gefühl, dass mit den Monaten die Kritik der Bevölkerung immer weiter gewachsen war. Einerseits fühlten sich viele überhaupt nicht integriert in das Programm. Sie hatten das Gefühl, es ist nicht für sie gemacht, sondern nur für die Kaschauer Kulturhauptstadt-Organisation selbst. Und es ist auch bis heute wahr, dass man auf vielen Veranstaltungen sehr viele Mitarbeiter von Kosice 2013 sieht und nicht so viele neue, andere Gesichter. Dass sich für Kultur immer nur eine gewisse Gruppe interessiert, ist natürlich in jeder Stadt so, und das ist hier nicht anders. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass die Bürgerschaft sich nicht identifizieren konnte oder grundsätzlich, dass Kultur immer nur eine bestimmte Klientel anspricht.


Daniela Capcarová: Das ganze Spektakel wurde veranstaltet, egal ob Leute kommen würden oder nicht. Das spielte keine große Rolle. Gestern war der Kulturpark einmal voll, aber in die Kunsthalle kommen generell nicht viele Leute.


Was heißt das denn? Es ist nur ein Prestigeobjekt für die Stadt und die Stadtverwaltung gewesen, deshalb wurde es gemacht?


Daniela Capcarová: Man hat den Eindruck, es wurde nur für einige Kaschauer gemacht. Zu einer Jakubisko-Filmvorführung sind gerade mal zwölf Leute gekommen. Viel Geld wurde ausgegeben für Projektion usw., aber niemand wusste davon.


Es hat also an Werbung gefehlt?

 

Kristina Forbat: Es wurde ganz offensichtlich, so wirkt es auf mich, an Publikationen, Broschüren, Informationen, vor allem auch in mehreren Sprachen, gespart. Die Informationen zu kulturellen Veranstaltungen waren nur slowakisch. Aber die Europäische Kulturhauptstadt ist nicht nur für die Slowaken da, sondern eben für die gesamte Europäische Union, die ganze Welt, jedenfalls für Interessierte, die von außerhalb kommen. Ganz oft war es eben nur auf Slowakisch und – ich weiß nicht, ob das der neueste Stand ist – bis vor wenigen Wochen war auch die Internet-Präsenz der Kunsthalle nur slowakisch.

 

Nicht nur die, ich bekomme von Anfang an nur einen slowakischen Newsletter.

Aber wie ist das möglich? Wir leben im 21. Jahrhundert und jeder weiß, dass man gute PR und gutes Marketing braucht, ob einem das nun gefällt oder nicht, weil davon Erfolg oder Misserfolg abhängen.


Kristina Forbat: Meine bisherige Erfahrung ist, dass sich die Kommunikation auf keinem akzeptablen Niveau befindet.


Ist es Inkompetenz? Filz, Beziehungen, Vitamin B?


Kristina Forbat: Es gibt jede Menge Leute, die dort arbeiten und ihren Job wirklich gut machen, beispielsweise der Kurator in der Kunsthalle. Es gibt eine Reihe Leute um die Dreißig, die so einen Job zum ersten Mal machen und eigentlich noch recht jung sind, aber ihn wirklich sehr gut machen. Aber auf einige Leute trifft die Kritik auf jeden Fall zu. Es fehlte die Professionalität in der PR, wie es sie anderswo gibt.

Hier läuft allerdings eigentlich alles über Beziehungen. Ein besonders lustiges Beispiel: Zum Friseur-Gehen. Egal wo auch immer, in Deutschland, Frankreich, du entscheidest dich zum Friseur zu gehen, rufst an und machst einen Termin aus oder gehst einfach hin und kommst irgendwann dran. Hier ist das nicht so. Man fragt alle Bekannten: Kannst du einen Friseur empfehlen? Und dann sagen die, ja, ich kenne einen, ich rufe mal für dich an. Sie rufen für dich an, sonst bekommst du keinen Termin, weil jeder seinen eigenen Friseur hat, der, wenn er deine Telefonnummer nicht kennt, sowieso nicht dran geht. Und das ist der Grund, warum ich hier unfrisiert sitze (lacht).

Das ist überhaupt eine interessante Sache. Ich bin nicht daran gewöhnt, dass jemand für mich einen Termin ausmacht bei seinem Friseur, damit der mir die Haare schneidet. Ich will auch nicht schon sechs Wochen vorher planen, wann ich zum Friseur gehen möchte. Das ist nur ein kleines Beispiel, dass es hier doch anders läuft. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass Košice so klein ist. Vieles läuft hier nach dem Motto: Ich kenne da jemand und melde dich dort an. Und in Frau-Mann-Beziehungen ist es so: Da passiert mir das sehr oft, dass ein Mann etwas für mich erledigen will. Ich bin aber daran gewöhnt, alles alleine zu machen. Und wenn ich sage: Nein, nein, ich kann das schon alleine machen, dann sind die richtig beleidigt. Das ist so eine galante Art, aber in dieser Galanterie steckt immer auch eine Prise Sexismus: Ich bin der Mann, der dich kleine Frau beschützen und dir helfen muss. Und daran bin ich nicht gewöhnt.


Ich möchte noch einmal auf diese mangelnde PR, auf die offensichtlich fehlgeschlagene Werbung zurückkommen. Immerhin wird am Ende eine Kommission sozusagen das Ergebnis der Anstrengungen prüfen.


Kristina Forbat: Hier wurde eine Pressereise vom Deutschen Kulturforum östliches Europa veranstaltet, da kamen zehn oder fünfzehn Journalisten aus Deutschland hierher, aber in Košice waren danach viele beleidigt, weil die so kritisch geschrieben haben.


Es ist schon merkwürdig, dass man andere über sich schreiben lässt anstatt sich selbst zu präsentieren. Wenn man ein halbwegs gutes Image haben möchte, dann versucht man doch, sich selbst so gut wie möglich darzustellen, anstatt unbekannte Leute, die einen nicht kennen, vielleicht auch gar nicht mögen, über sich schreiben zu lassen.


Kristina Forbat: Es gibt viele Spekulationen in der Stadt, warum manche Dinge so gelaufen sind, aber ich möchte mich an dieser Gerüchteküche nicht beteiligen. Ich halte mich an das, was ich selbst erlebt habe.


Du bist also Stadtschreiberin geworden. Hat man dich denn in irgendeiner Weise 'promotet' - oder kommst du in die Stadt, sitzt herum und machst, was du willst.


Kristina Forbat: Das Stadtschreiberin-Stipendium lief von Anfang April bis Ende August 2013. Es wird alljährlich ausgeschrieben vom Deutschen Kulturforum östliches Europa, das wiederum vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien dotiert wird. Jedes Jahr wird es für die jeweilige Kulturhauptstadt vergeben. Man ist sehr frei, man schreibt einen Internet-Blog. Ansonsten gibt es keine Vorgaben, nur den Wunsch, vorhandene Minderheiten zu Wort kommen zu lassen, hier also beispielsweise die Karpatendeutschen, die im Mittelalter eine große Rolle gespielt haben. Das habe ich auch gemacht, schon in meinem Konzept. Dieser Aspekt hat mich aufgrund meiner eigenen Geschichte sehr interessiert, aber auch, weil es die Mischung ist, die die Stadt prägt. Am Anfang dachte ich, ich mache das hier alles ganz locker, ich fahre ein paar Monate ein bisschen herum, sitze im Café, aber es gibt so viel zu schreiben. Es mangelt nicht an Themen, eher an der Zeit, alles aufschreiben zu können, denn ich habe so viele interessante Menschen getroffen, war auf vielen Veranstaltungen, bin immer auf die Menschen zugegangen. Dadurch war das eine unglaublich intensive Zeit, so en passant habe ich mich hier zuhause gefühlt. Ich wurde sehr positiv aufgenommen. Promotion von Kosice 2013 gab es auf Initiative des Kulturforums im Juni, ab und zu gab es kleinere Artikel in Zeitungen und im Radio, und ich schrieb eine Rubrik für eine vierzehntägig erscheinende Kulturzeitschrift. Das lief von ganz alleine. Die Menschen erkennen einen nach kurzer Zeit, kommen auf mich zu. Ich war nicht arbeitslos, nie isoliert, sondern bin viel herum gekommen.


Du sprichst auch Slowakisch.


Kristina Forbat. Ja, und die Sprache macht ungeheuer viel aus. Ich bin hier auch in einer Organisation, initiiert von Košice 2013, die heißt: Košice – Artists in Residence [K.A.I.R] und existiert bereits seit zwei Jahren und soll weitergeführt werden. Es ist ein Künstlerresidenz-Programm für Künstler_innen aus der ganzen Welt. Hier haben sie zwei – drei Monate Zeit, ein künstlerisches Projekt umzusetzen. Entsprechend werden auch slowakische Künstler_innen ins Ausland geschickt. Im Rahmen dieses Programms habe ich gemerkt, dass die Künstler_innen, die die Sprache nicht sprechen, natürlich nur mit jungen Leuten ins Gespräch kommen können, aber was die Älteren angeht, wird es schon schwieriger mit der Kommunikation. Mir ging es vor allem um Geschichten, was haben Menschen erlebt. Ich weiß nicht, ob ihr den Artikel gelesen habt über Tibor Kovač, der beim Einmarsch der Warschauer Truppen 1968 fast sein Leben einbüßte und seither im Rollstuhl sitzt, weil ihm damals in den Kopf geschossen wurde. Solch ein Gespräch über Geschichten, die oft sehr sensibel sind, hätte ich mit ihm nicht in einer Fremdsprache führen können. Die Sprache hat mich den Menschen immer gleich sehr nahegebracht. Ich habe auch mit Holocaust-Opfern gesprochen, die zum Teil auch Deutsch sprechen können, aber es hätte nicht so eine Tiefe haben können, ich hätte den Menschen nicht so nahekommen können. Und, was auch noch eine große Rolle spielt: Slowaken freuen sich immer sehr, wenn jemand ihre Sprache spricht, weil sie nicht erwarten, dass jemand ihre Sprache spricht. Wenn ich dann noch sage: Já som košičanka (Ich bin Košicerin / Kaschauerin), dann freuen sich alle. Die Menschen hier sind ungemein angenehm, offen und freundlich.


Wenige Stunden nach dem Kurs erhalte ich eine lange Mail von Ondrej, in der er mir schreibt: „Wenn du einen Menschen in seiner Muttersprache ansprichst, öffnet sich dir der Weg zu seiner Seele.“ Ich antworte ihm auf Slowakisch mit dem beliebten Sprichwort meiner Mutter: „Je mehr Sprachen du sprichst, desto mehr bist du Mensch.“


Das ist natürlich wunderbar, wenn man die Sprache spricht, vieles ist leichter. Du bist damit in gewisser Weise schon ein Teil von Košice, gehörst dazu; für Fremde, die die Sprache nicht oder kaum sprechen, ist der Zugang nicht so einfach, vielleicht sogar unmöglich.


Kristina Forbat: Ich habe Angst gehabt, als ich hierherkam, dass ich über bestimmte Dinge gar nicht schreiben kann, weil ich die gar nicht so wahrnehme wie jemand, der wirklich von außen kommt. Der fremde Blick ist natürlich immer sehr interessant. Aber das war dann gar nicht das Problem, weil ich die Stadt eigentlich gar nicht kenne. Wenn früher meine Großmutter beispielsweise von Wohnbezirken wie z.B. KVP gesprochen hat, wusste ich gar nicht, was gemeint war, heute kann ich das verorten.

Ich hatte nie eine klare Vorstellung von der Stadt. Ich kannte nur die Hlavná und natürlich die Häuser meiner Familie. Aber ich habe hier Vieles neuentdeckt. Klar, ich bin auch ein Teil der Stadt, aber ich habe mein Leben lang in Deutschland verbracht. Deshalb sehe ich viele Dinge doch anders, vielleicht sogar eher mit einem deutschen Blick.

Zu deutscher Identität – slowakischer Identität: Ich habe es nie als Problem empfunden, sondern als ein besonderes Geschenk, eine andere Muttersprache zu haben. Unsere Familie ist so eine typische Kaschauer Mischpoke mit einer mährischen Großmutter, einem jüdischen Vater, der eine jüdisch-ungarische, karpaten-ukrainisch-polnische Geschichte hat, dann die meiner Mutter, die hier aufgewachsen ist, sie ist in Mähren geboren, und ungarische, mährische und deutsche Vorfahren hat. Ich fand das immer toll, dass es so eine Mischpoke ist. Damit fühle ich mich wirklich europäisch. Deswegen war es nie ein Identitätsproblem. Hier spürt man wirklich Europa. Zentraleuropa. Diese Geschichte spürt man hier, weil Österreich-Ungarn, das war schon Europa. Das war ein Vielvölkerstaat, also immer schon eine kulturelle Mischung. Und es konzentriert sich eben oft in einer Stadt, die nah an Grenzen liegt, hier also nah an der Ukraine, Polen und Ungarn, und die Siedler, die sich hier seit dem Mittelalter angesiedelt haben und diejenigen, die in der jüngsten Zeit hinzugezogen sind, weil es U.S. Steel gibt und andere große Unternehmen, das hat Košice den Charakter einer Metropole verliehen, weil so viele Menschen von ganz woanders hierherkommen, obwohl die Stadt im Kern so klein ist. Es könnte eine langweilige, öde Provinzstadt im Osten sein, ist es aber nicht. Das finde ich toll.


Dein Enthusiasmus ist großartig und ansteckend, ist es denn aber wirklich so, dass man sagen kann – Stichwort: Multikulti, was natürlich verkürzend ist –, dass Košice eine Stadt ist, in der die Vielfalt gelebt wird oder sind die verschiedenen Gruppen nicht doch voneinander getrennt, haben ihre eigenen Gepflogenheiten, ihre eigenen Viertel und nichts oder nicht viel miteinander zu tun?


Kristina Forbat: Gut, ich habe im Haus des Ungarischen Theaters gewohnt und dort wurde nur Ungarisch gesprochen, was ich überhaupt nicht schlimm fand, sondern eher amüsant: Ich bin hier in Košice und verstehe gerade kein Wort. Es kommen eben nur ungarischsprachige Menschen ins Theater. Man kann ja nicht erwarten, dass sich jemand eine ungarische Aufführung reinzieht, der die Sprache nicht zumindest versteht. Aber dass es abgeschottet ist, habe ich nicht gesehen, weil ja vor allem die ältere Generation neben Ungarisch noch zwei, drei andere Sprachen spricht.

Die Ruthenen sind auch eine recht große Community hier, und die kommen mir total integriert vor, fast assimiliert, haben aber ein sehr starkes Folklore-Bedürfnis, also ihre Volkskultur auszuleben. Sie haben ihre Gesangsvereine und andere Gruppen und sind sehr beliebt bei den Slowaken. Und sie sprechen ein fehlerfreies Slowakisch.

Bei den Ungarn spielt wahrscheinlich ein quasi nationaler Stolz mit, wenn sie aus Košice sind – wegen dessen tausendjähriger ungarischer Geschichte.
Und die Roma, das ist ein Kapitel für sich.

Der WDR-Autor von west-art kam in meine Wohnung und hat ganz schockiert erzählt, er habe etwas ganz Schreckliches erlebt. „Da waren eine Frau und ein Mann, die haben sich so angeschrien und ich dachte, die schlagen gleich aufeinander ein. Und die haben so geschrien, und die Frau hat so geweint, und ich wusste nicht, was ich machen soll, aber die Leute haben überhaupt nicht hingeguckt.“ Und ich fragte: Hatten die eine dunklere Hautfarbe!? Er: Ja. Ich: Na, dann ist mir alles klar.

(TV- Bericht: http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/westart/westart_magazin/)

Das ist so eindeutig und durchsichtig: Irgendwo steht ein Roma-Kind mit seiner Mutter, dann kommt ein Mann und schreit sie an. Und die anderen schauen weg. Es ist, als wären die Roma nicht da. Man schaut sie nicht an oder an ihnen vorbei. Das ist schon eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. In den ersten Wochen war das für mich sehr bedrückend, und ich habe immer Diskussionen angefangen, wahrscheinlich wie jeder Mensch, der aus dem Ausland kommt und dem das auffällt. Jede Diskussion endet allerdings mit einer negativen persönlichen Geschichte, einem negativen Erlebnis. Meine Tante z. B. erzählt: Sie war schwanger, und sie geht zur Gynäkologin, und eine dreizehnjährige Roma-Frau kommt herein mit ihren fünf Kindern und weiß nicht deren Namen und kommt im achten Monat zu ihrer ersten Untersuchung, weil, wenn du keine Untersuchung hast, dann kannst du, glaube ich, auch nicht im Krankenhaus gebären. Und damit sie ihr Kind im Krankenhaus zur Welt bringen kann, kommt sie eben zur Untersuchung, hat natürlich keine Gesundheitskarte dabei usw. Und dann erzählt mir das jemand aus meiner Familie und ich denke: Du weißt doch, dass das keine Rassisten sind, und die erzählen solche Geschichten.


Ich verstehe jetzt nicht genau, was mir diese Geschichte sagen soll? Wie verantwortungslos oder gedankenlos die Roma-Frau ist!


Kristina Forbat: Nein, das es schon soweit ist, dass auch ich schon eine Geschichte erzählen könnte, und ich habe doch eigentlich nur das Gefühl: Das ist wirklich ein Problem, es ist schwierig, wenn man sich länger damit beschäftigt, es lässt sich nicht eben mal so lösen, und es ist sehr einfach von außen. Man sieht, unter welchen Bedingungen die Menschen hier leben und denkt, dann macht der Staat etwas falsch, und das macht er bestimmt auch.

Wenn man darüber diskutieren oder dieses Problem bearbeiten möchte, stelle ich fest, man kann es nicht lösen, indem man sagt, ja die haben zu wenig Unterstützung bekommen. Das ist eben nicht so. Und ihr prozentualer Anteil an der Gesamtbevölkerung ist dermaßen hoch, 10 Prozent heißt es.


Es leben zehn Prozent Roma in Košice?


Kristina Forbat: Zehn Prozent Roma in der gesamten Slowakei, das ist schon eine große Minderheit. Das ist eine Gemeinschaft, die zum größten Teil, also zu etwa neunzig Prozent, nicht arbeitet [die nicht erwerbstätig ist, das ist ein Unterschied, ks]. Es gibt auch Statistiken darüber, dass sie auch überdurchschnittlich viele Kinder haben. Und der Staat tut nichts, schiebt das Problem immer weiter in die Ferne, und – das ist meine Vermutung – wartet, dass die Roma in den Westen gehen, was sie ja auch schon seit Jahren machen, vor allem nach England, Dänemark und in andere Staaten. Meine Vermutung ist, dass der Staat so lange wartet, bis sich das „Problem“ von „selbst gelöst“ hat. Man hat nicht das Gefühl, dass mehr investiert wird in Bildung usw. Es gab im September 2012 einen Gerichtsbeschluss, dass es diskriminierend sei, schwarze und weiße Klassen zu haben, weil es an sehr vielen Schulen Klassen gibt, in denen Roma-Kinder sind und in anderen nur weiße Kinder. Auch darüber gab es Diskussionen. Die Schuldirektorin, die selbst Roma ist, sagte mir, es wundere sie nicht, dass die Eltern nicht wollen, dass ihre Kinder neben stinkenden verlausten Roma-Kindern sitzen. Die Eltern pochen darauf, dass ihr Kind neben einem weißen Kind sitzt, und da ihr Kind so privilegiert ist und die Roma-Kinder viel langsamer sind, ihre Schulmaterialien kaputt machen usw., würde das die Kinder bremsen. Deshalb müssten sie in eine spezielle Klasse. Es ist ja auch auffällig, dass überdurchschnittlich viele Roma-Kinder in Sonderschulen sind – es heißt, fünfundachtzig Prozent der Schüler in Sonderschulen für Kinder mit leichten geistigen Behinderungen sind Roma, was ja eigentlich nicht sein kann, dass die alle mental „behindert“ sind. Es ist aber offenbar einfacher, diese Kinder dorthin abzuschieben. Dieser Staat schneidet sich damit aber ins eigene Fleisch, weil, wenn er alle die Roma-Kinder in Sonderschulen schickt, anstatt sie zu qualifizieren, diese niemals erwerbstätig sein werden. Sie werden also immer sozial abhängig sein. Da beißt sich die Katze also wirklich in den Schwanz. Und das finde ich das Tragische. Dass man ab und zu mal etwas über Roma hört, dass es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gibt, das ist traurig, aber eine Wahrheit, dass der Staat aber offensichtlich genau das fördert mit seiner Politik, das ist eine Katastrophe. Und es ist auch kein rein slowakisches Problem, weil es mittlerweile ein gesamt-europäisches Problem ist. Und spätestens jetzt kriegen es auch die anderen Staaten zu spüren. Dann sagen mir einige, die mit Roma-Kindern arbeiten, es ist ein kulturelles Problem. Das sei einfach in deren Kultur nicht drin, dass sie sich weiter entwickeln wollen. Die wollen nicht selbständig werden. Die wollen sich nicht weiterentwickeln.

Das ist nicht meine Meinung, aber so etwas wird gesagt, es wird also nach ethnischen Merkmalen geurteilt, wie man sie noch aus dem Dritten Reich kennt: Die sind halt einfach so. Die können es nicht besser. Und deshalb gibt es auch keine Lösung, außer sie abzuschieben oder die Augen zu verschließen.

Ich merke es ja selber. Ich bin unterwegs und sehe überall bettelnde Roma-Kinder. Und ich gebe denen auch nicht ständig etwas. Ich habe einmal einem Roma-Jungen ein Stück Kuchen angeboten, der hat das weggeschmissen. Das sind so Erfahrungen, die man macht.


In Berlin gibt es auch Roma-Frauen und -Kinder, die betteln. Mir sind hier jetzt in dieser kurzen Zeit nicht so viele aufgefallen. Aber immer muss man sich fragen, wem und warum man was gibt, was man dafür erwartet.


Daniela Capcarová: Aber die Kinder werden oft ausgenutzt. Die Familien erhalten Sozialhilfe vom deutschen Staat und schicken die Kinder dennoch zum Betteln.


Einerseits bekommen viele aufgrund ihres Status nichts vom Staat, andererseits reicht das Geld eben oft nicht zum Leben.


Kristina Forbat: Ich kann nur sagen, es ist nicht einfach nur so oder so. Schwarzweiß.


Ich finde auch nicht, dass man die Entwicklung verharmlosen sollte. Man kann, was sich über Jahrzehnte entwickelt hat, nicht mit einem Schlag lösen. Als geschrieben wurde, dass im Projekt Kulturhauptstadt 2013 nichts gemacht wird für oder mit den Roma, ist mir nun aufgefallen, dass das offenbar stimmt. Darüber hinaus wird man sagen müssen, dass der Staat versagt hat. Das andere ist aber, das Bewusstsein von Menschen vor allem aus der Mehrheitsgesellschaft zu ändern. Ich höre es hier, habe es auch in Prag erfahren, egal ob gesellschaftlich oben oder unten, Kellner oder Professor: was ich da an offen rassistischen Sprüchen gehört habe, dass habe ich in meinem bisherigen Leben so explizit und hasserfüllt noch überhaupt nie gehört. Aus der Geschichte weiß ich natürlich, dass es das schon einmal gab. Das hat mich sehr schockiert. D. h. diese Geschichte zusammenzubringen, das Bewusstsein zu ändern, dass in dieser Weise einfach nicht geredet wird, nicht geredet werden darf, andererseits Maßnahmen zu lancieren, die zwar längst hätten stattfinden müssen, aber irgendwann muss man halt mit ihnen anfangen, die dazu beitragen, dass sich das Problem – sagen wir mal – allmählich mindert. Das dauert natürlich, das wird nicht einmal in einer Generation geschehen, weil da vorher schon viel zerstört worden ist.


Daniela Capcarová: Chancengleichheit würde schon helfen und Maßnahmen, das statt Geld z. B. Essensmarken verteilt werden. Und die Regierung hat beschlossen, dass die Roma erst Geld bekommen, wenn sie etwas geleistet haben, gemeinnützige Arbeit und so. Man könnte auch ein landwirtschaftliches Projekt mit den Roma machen. Sie könnten ihr eigenes Gemüse anbauen unter Anleitung von eigenen Leuten.


Ja. Stichwort: Eigene Leute. Es gab 2011 ein Roma-Sinti-Symposium in Berlin, und das erste, was die anwesenden Roma, die aus verschiedenen europäischen Staaten kommen, und Leute, die in diesbezüglichen Institutionen und NGOs arbeiten, sagten, war, dass egal in welchem Land sie sind, es keine eigenständige Vertretung gäbe. Auf EU-Ebene gab es damals, vielleicht sind es zwischenzeitlich mehr geworden, nur zwei Leute, die mit „Roma-Fragen“ betraut waren. Es gibt aber geschätzte fünfzehn Millionen Roma in Europa. Das heißt, man muss etwas tun. Man weiß, das ist – wenn man so will – die größte Minderheit in Europa. Europa muss damit umgehen, es muss den Roma auch Freiheitsrechte und Eigenständigkeit zubilligen. Und in diesem bürokratisierten Europa sind nur zwei Leute zuständig, die darüber hinaus nicht einmal selbst Roma sind. Man muss nicht nur Teilhabe fordern, sondern eigene Roma-Vertretungen auf allen politischen Ebenen fördern.


Daniela Capcarová: Aber mit den Roma-Eliten ist es doch so: Sobald es ein Roma schafft, in die weiße Gesellschaft aufzusteigen, wird die eigene Herkunft vergessen, oder die anderen ziehen dich wieder herunter: Komm´ zurück, du bist nicht besser als wir.


Kristina Forbat: Es gibt eine Ausnahme, diese Schuldirektorin, die sich sehr engagiert. Sie ist an einem Gymnasium, an dem allerdings nur Roma sind. Es ist aber in der Tat so, man wird richtig aus der Gemeinschaft ausgestoßen, also die, die Erfolg haben, kapseln sich ab. Anderes Beispiel: Es gibt einen Schauspieler am Staatstheater, der hat keinen Kontakt zu seiner Mutter. Warum? Ganz klar, warum. Seine Mutter lebt nämlich auch unter solch schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen, um es mal politisch korrekt auszudrücken. Und er ist in einem Kinderheim aufgewachsen, sein schauspielerisches Talent wurde aber schon früh entdeckt. Es gibt diese Vorzeigegeschichten, aber sie sind viel zu wenig präsent. Es gab eine schöne Ausstellung in einem der SPOTs –Kulturzentren, in einem ehemaligen Wärmespeicher, über Leibhaftige Menschen / Skutoční ľudia, also Roma, die etabliert sind in der Gesellschaft, aber ich weiß nicht, ob es z. B. im staatlichen Fernsehen überhaupt Roma gibt, ich meine nicht nur im Minderheiten-Programm.


Daniela Capcarová: Ich hatte eine Kollegin, eine Roma, die hatte isoliert eine Ausbildung als Grundschullehrerin in Nitrá abgeschlossen, ihr Mann, auch Roma, hatte ebenfalls dort ein Studium abgeschlossen. Sie unterrichtet nicht an einer Roma-Schule, obwohl man ihr das angeboten hat. Sie ist lieber auf einer weißen Schule. Eine andere war Leiterin in einer Dorfschule mit Roma. Die sind oft nur gekommen, weil sie umsonst Mittagessen bekommen haben. Sie bekommen Geld für Bücher und Hefte, für alles, wofür slowakische Kinder selbst zahlen müssen. Dafür ist das Budget da. Ein Kind ist nicht in die Schule gekommen, weil es keine Schuhe hatte. Die Mutter hat geschrieben: Kommt nicht zur Schule, weil...


Kristina Forbat: Das habe ich auch schon gehört: Mein Kind konnte nicht in die Schule kommen, weil wir kein fließend Wasser haben. Wir konnten gestern nicht waschen, und es hat keine sauberen Klamotten. Ja, ein Lunik IX-Kind eben. Das ist vor allem dort ein Problem, wo sehr viele Menschen am Existenzminimum leben.


Darauf wollte ich gerne kommen. Die Geschichte mit den Schuhen kenne ich auch aus Berlin-Hellersdorf. Da geht es um ein weißes Kind. Es hat also etwas mit Armut zu tun. Es ist nicht nur, aber vor allem, ein soziales Problem.


Kristina Forbat: Ja, weil eben auch die Verteilung nicht stimmt. Es gibt diese von der EU oktroyierte positive Diskriminierung, aber viele Menschen, die ganz schwer über die Runden kommen, ich weiß nicht, wo das Existenzminimum hier liegt...


Daniela Capcarová: Kaschau hat die geringste Kaufkraft in der ganzen Slowakei...


Kristina Forbat: Die Beispiele, die die Menschen hier erzählen, haben immer mit Geld zu tun. Es geht immer um Geld und um ein Ungerechtigkeitsempfinden, auch in den persönlichen Anekdoten, und man spürt, dass hinter diesem Roma-Problem eigentlich ein anderes steckt.


Der Wagon auf Gleis 3
28.5.2013 – Neben den zahllosen Festlichkeiten ist der Monat Mai auch Anlass für eine beklemmende Rückblende. Er erinnert an ein Ereignis, welches sich vor 69 Jahren auf dem Bahnhof von Kaschau abgespielt hat.
In jenem Monat begannen die Deportationen von über 15 000 Juden: am 16. Mai 1944 verließ der erste Transport den Bahnhof in Richtung Auschwitz. Es war der erste von insgesamt fünf Zügen. Binnen zwei Wochen galt die Stadt als „judenfrei“.

Genau vor solch einem Wagon stehe ich gerade hier auf Gleis 3. Es ist die Eröffnung einer besonderen Ausstellung der Stiftung „Pochod živých“ (zu Deutsch: „Marsch der Überlebenden“). Ilona Novák, die ungarische Projektleiterin und Kuratorin dieser Wanderausstellung reist seit 2007 in ihrem Land von Bahnhof zu Bahnhof. Mit dem Wagon erinnert sie an die Deportation der 430.000 ungarischen Juden in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Kaschau gehörte zwischen 1938 und 1945 zu Ungarn und wurde am 18. März 1944 von den Nationalsozialisten besetzt. Zu jener Zeit lebten hier mehr als 12.000 Juden. Sie machten etwa ein Fünftel der Stadtbevölkerung aus. Aufgrund seiner geografischen Lage verwandelte sich die Stadt zum „Hauptumschlagplatz“: von den 145 Güterzügen mit ungarischen Juden, passierten 137 den Bahnhof von Košice. Zum ersten Mal nach 69 Jahren steht hier nun wieder ein solcher Wagen aus Ungarn auf dem Gleis.
Drei bis vier Tage dauerte der Transport. Mit 80-100 Personen pro Wagon, einem Eimer voll Wasser und einem Eimer für Exkremente,“ trägt Csaba Kende vor. Seine Sätze klingen mechanisch abgehackt. [...] Die Stimme des alten Mannes zittert. Er liest schnell, sein Blick haftet auf dem gedruckten Text. Seine Hände umklammern den Zettel. Nicht ein einziges Mal während seines Vortrags schaut er in die Menge. Nach dem Vortrag stellt er sich Schutz suchend hinter die anderen Redner: den Vizebürgermeister Ján Jakubov, die ungarische Generalkonsulin Éva Czimbalmosné Molnár, den Stiftungsvorsitzenden Gábor Gordon und weitere. Mir scheint, als fühlte ich sein Herz beben. Man erahnt, wie schwer ihm der Auftritt gefallen sein muss. Auch seine Familie wurde in einem solchen Wagon nach Auschwitz deportiert. Der damals elfjährige Junge, konnte sich dank Nachbarn und Freunden bis zum Kriegsende versteckt halten. Rund 450 Überlebende kehrten nach 1945 zurück in ihre Heimat
Košice. [...] Angesichts dieses einfachen Holzwagons, der so unwirklich anmutend im Bahnhof am Gleis steht, werden die Erzählungen meiner Großmutter Valéria Forbatová mit einem Mal lebendig. Ich sehe Frauen und Kinder vor mir, wie sie brutal in den Viehwagon geschubst werden. Ängstlich umklammern sie ihr weniges Hab und Gut - das Einzige, was sie mitnehmen dürfen auf ihrem Weg in das "Arbeitslager“. Für meine Großmutter, mit ihren 19 Jahren noch eine junge Frau, waren es die letzten gemeinsamen Stunden mit den Eltern und ihrem Bruder. Ihrer Erzählung nach passierte alles so plötzlich. Niemand habe gewusst, warum und wohin sie gebracht würden. Košice, sagte sie, sei in ihrer Jugend eine multikulturelle Stadt gewesen, in der sie sogar kurz vor Kriegsausbruch keine antijüdischen Ressentiments zu spüren bekam. In ihrem Elternhaus spielten an Freitagabenden, dem Vorabend des Sabbats, Freunde unterschiedlicher Nationen und Religionen Karten bis spät in die Nacht. Ihr Vater Samuel Karp war als Optiker stadtbekannt und auch bei Nichtjuden sehr geschätzt. Seine Augenoptik durfte er noch bis zum Frühjahr 1944 ohne Einschränkungen führen. – Was aufgrund den seit 1938 bestehenden antijüdischen Gesetzen eine Ausnahme darstellte. Aber Brillenmacher waren rar zu jener Zeit. Wenige Wochen nach der Besetzung der Nazis, mussten alle Juden den Judenstern tragen. Ohne wirklich zu begreifen, was vor sich ging, schaffte meine Großmutter es gerade noch ein paar geliebte Andenken sicher bei ihren nicht-jüdischen Bekannten zu verstecken. Kurze Zeit später wurde sie mit ihrer Familie und rund 12.000 Menschen in zwei Ziegelfabriken auf der Moldauer Straße zusammengepfercht. Auf zwei Quadratmetern teilten sich jeweils zwei Familien einen Raum. In diesen standen je ein Kübel für ihre Notdurft. Fließendes Wasser gab es keines. Am 3. Juni 1944 kamen sie in den letzten Transportzug mit rund 2600 Personen nach Auschwitz. Das versprochene "Arbeitslager" erwartete sie dort nicht.
Die Lautsprecheransagen erhallen auf dem Bahnsteig und unterbrechen für einen kurzen Moment meine Gedanken. Wir sind wieder in der Realität, im Hier und Jetzt. Ich atme auf. Die Menge klatscht. Die Reden sind vorüber. Die Menschenmenge strömt zur Ausstellung in den Wagon. Etwas orientierungslos verbleibe ich noch ein paar Minuten auf der Plattform. Auf Gleis drei in Košice.


Das ist dieselbe Argumentation wie schon im Dritten Reich. Wenn man die Dokumente liest, Briefe, Erinnerungen usw., dann schreiben da zumeist Nachbarn, was in den Wohnungen der Juden stand, welche Besitzstände sie hatten. Damit wird das Vorgehen gegen die Juden, ihre Enteignung bis hin zur Deportation quasi legitimiert, kein einziges Mal als moralisch verwerflich gesehen. Es geht immer nur darum, was die haben und man selber nicht hat, obwohl man das Empfinden hat, es würde einem zustehen. Das ist exakt dieselbe Denkungsart, wie sie hier geäußert wird. Es steht einem vermeintlich etwas zu, was die haben, denen es eigentlich nicht zustehen dürfte. Und nach allem bisher Gesagten muss es heute doch darum gehen, dass die Repräsentanz der Roma gestärkt wird.


Kristina Forbat: Man muss aber schon festhalten, dass es in der Slowakei wenig Repräsentanzen von etablierten Roma gibt, die sich engagieren würden.


Da möchte ich nochmal nachhaken. Es gibt ja innerhalb der Kulturhauptstadt Projekte, darüber habe ich immer wieder gelesen, vielleicht nicht von Roma, aber mit ihnen. Und was ist mit den bereits erwähnten SPOTs, dieser Nachbarschaftsinitiative?


Kristina Forbat: SPOTs sollen eigentlich eher das bürgerschaftliche Miteinander fördern. Ob man dort auch Roma findet, weiß ich nicht. Aber es gibt immer wieder kleinere, neue Projekte, wie beispielsweise das von Helmut Bistika, der sich mit Roma-Kindern beschäftigt (mit ihnen malt, ks), aber so stark und etabliert sind diese Projekte nicht.


Daniela Capcarová: Aber es gibt ein Roma-Theater.


Kristina Forbat: Alle sagen ständig: Es gibt doch dieses Theater Romathan, und es steht auch immer in der deutschen Presse, aber so richtig präsent fand ich das Theater jetzt nicht. Es gibt eine Männerkapelle, die zusammen spielt, aber so präsent war die Roma-Community für mich persönlich nicht. Das Theater ist zwar aktiv, aber für mich nicht präsent.


Als Spielort innerhalb der Kulturhauptstadt und ihres Programms?


Kristina Forbat: Genau. Vielleicht nicht so präsent, wie es hätte sein können und sollen.


Gibt es denn für das Theater Publikum? Gehen da Leute hin?


Kristina Forbat: Ich weiß es nicht so genau. Es gibt auch eine Kunst-Musikschule, auf die Roma und Nicht-Roma gehen. Da scheint es in meinen Augen so zu funktionieren, wie man es sich wünscht. Von dort gehen viele ins Ausland und sind dort dann auch erfolgreich. Das hängt zusammen mit dem Schulsystem in der Slowakei, dass es neben dem Gymnasium auch spezialisierte Schulen gibt, z. B. auf Gesang und Musik spezialisiert, und man so – zum Teil auch ohne zu studieren – in einen Beruf hereinkommen kann. Das ist eigentlich ein ganz gutes System. Da ist man nach der achtjährigen Grundschule schon auf einer spezialisierten Schule. Auch das Konservatorium gegenüber dem Ungarischen Theater ist eigentlich keine Musikhochschule, sondern eine Musikschule, in der man Unterricht in Musik und Gesang hat. Es gibt einzelne Schulen, nicht viele, an denen Roma Abitur machen und dann – glaube ich – auch erfolgreich sind. Die, die es schaffen, sind dann vielleicht sehr integriert, wollen aber mit den anderen Roma nichts mehr zu tun haben.

(Kristina Forbat signalisiert, dass sie gehen muss.)

 

Zum Schluss bitte noch ein Résumé: Positives und Negatives aus der Zeit in Košice.

 


Kristina Forbat: Ich kann das immer nur im Kontrast sehen zu dem, was ich bisher erlebt habe. Hier herrscht insgesamt ein gemächlicherer Rhythmus als beispielsweise in Hamburg. Die Leute nehmen sich nicht so ernst wie die Deutschen sich ernst nehmen oder wie ich mich ernst nehme. Ich habe das Gefühl, ich nehme mich immer viel zu ernst. Es wird viel gelacht. Und es wird über alles Witze gemacht. Ich habe noch nie eine Zeit erlebt, in der man mir jeden Abend Witze erzählt. Das ist so die Kaschauer Art, vieles mit Humor zu nehmen, sich selbst nicht so ernst zu nehmen, auch entspannter zu sein. Das fand und finde ich total angenehm.

Was dieses Mann-Frau-Ding betrifft: Mir ist noch nie vorher passiert, dass ich neben einem Mann herlaufe und der komischerweise immer links von mir gehen muss, immer wieder. Ich wechsele, und er geht stoisch immer links. Und ich frage, was machst du denn da? „Ich bin der Mann und ich muss links gehen.“ Warum das denn? Tja, „weil links die Straße ist, und ich muss dich doch beschützen.“ Und ich habe mich regelmäßig darüber lustig gemacht. Es wurde mir erklärt mit dem historischen Ursprung, nämlich dass der Mann, wenn er den Degen zieht, um die Frau zu beschützen, diese nicht verletzt.

Diese Beschützerrolle ist mir aufgefallen. Die Männer sind galanter, Sie helfen einem in den Mantel, halten einem die Tür auf. Das ist ganz normal. Das finde ich sehr positiv. Diese leicht väterlich-männliche Art ist mir ganz oft begegnet. Dass mir Hilfe angeboten wird, und ich, das mache ich schon, nein, das kannst du doch nicht machen. Du bist eine Frau oder du bist doch ein Fräulein, das ist doch viel zu gefährlich für dich. Wenn wir eine Kunstausstellung auf- oder abgebaut haben und da waren überall Bänke, bin ich hin und wollte sie zusammen mit einem Kerl wegtragen. Und alle Männer guckten mich entsetzt an, die waren alle in meinem Alter: Was machst du denn da? Das machen wir Jungs schon! Ich bin aber gewöhnt mit anzupacken. Ich habe damit keine Schwierigkeiten. Dabei habe ich gemerkt, dass die Männer sich hier männlicher geben, sie haben auch kürzere Haare als die Männer in Deutschland. Frauen legen sehr viel Wert auf ihr Äußeres, was positiv auffällt, weil hier wunderschöne Frauen herumlaufen. Es ist sehr wichtig, wie die Frau aussieht. Oft sieht die Frau tausendmal besser aus als der Mann. Das ist mir persönlich sehr oft aufgefallen, dass die Frau ellenlang, superschlank ist, die Männer jedoch nicht besonders auf ihr Äußeres oder auf eine gesunde Lebensweise achten. Und dieser Kontrast Mann – Frau, also dass die Frau in der traditionellen Frauenrolle, der Mann in der Männerrolle ist, das ist hier schon auffällig. Hier haben Pärchen oft schon früh Kinder. Man sieht viele junge Mütter, was ich in Deutschland so nicht wahrnehme. Familien spielen eine ungeheure Rolle, der Zusammenhalt, und dass man sich am Sonntag besucht; das Leben ist viel traditioneller. Ich will das nicht normativ beurteilen. Es ist einfach so. Ich finde diese Unterschiede interessant. Vermutlich wäre ich eine ganz andere Frau geworden, wenn ich hier aufgewachsen wäre. Es hat mich schon geprägt, dass ich in Deutschland aufgewachsen bin mit einer sehr starken selbständigen Mutter. Deutsche Männer flirten ja sehr subtil, das weiß man ja (Lachen), und das ist hier einfach lockerer und leichter, weil es humorvoller vonstatten geht. Und das finde ich auch schön. Und ich finde es auch nicht schlimm, dass Frauen hier mehr ihre Frauen-Rolle einnehmen. Das hat doch auch etwas Schönes, wenn mir in den Mantel geholfen wird. Ich fühle mich hier nicht diskriminiert oder nicht ernst genommen von Männern. Ich bewege mich ja in so einer kleinen Künstlerblase, also unter lauter Künstlern und Kreativen, und da ist es eben nicht so. Ich kenne hier viele Männer, die so gar nicht dem typisch slowakischen Bild des Mannes entsprechen. Das ist eher eine Milieufrage. Aber das Bild, wie der Mann sein soll und was er zu vollbringen hat, ist hier doch noch sehr traditionell. Der Mann ist der Ernährer. Die beiden Rollen, Mann – Frau, bedingen sich. Das ist ein Zusammenspiel, wie in einer Freundschaft. Jeder nimmt seine Rolle ein, und das pendelt sich dann ein.

 

Das ist doch ziemlich gefährlich, wenn sich die Frau so abhängig machen soll vom Mann. Besonders emanzipatorisch ist es nicht.


Kristina Forbat; Nein, überhaupt nicht. Aber ich weiß nicht, wer daran schuld ist, wenn es sich so einpendelt. Es sind beide daran beteiligt.


Schuldfragen“ klären wir jetzt keine mehr. Wie geht es für dich weiter? Du wolltest einen Film drehen.


Kristina Forbat: Das Stipendium als Stadtschreiberin ging bereits Ende August zu Ende. Ich arbeite jetzt noch an dem Dokumentarfilm, meinem Abschlussprojekt, das gefördert wird vom Bundesbeauftragen für Kultur und Medien. Es geht um einen sehr persönlichen Zugang zu meiner Geburtsstadt, mit Gesprächen, die ich hier mit Menschen geführt habe, die politische Umbrüche miterlebt haben und wie sich das auf ihr Leben ausgewirkt hat. Denn hier in Košice, das hat mich immer sehr berührt, waren viele Umbrüche, Regimewechsel, Einbrüche in der Geschichte, wie etwa die Deportation der Juden. Aber das ist nur ein Aspekt im Film. Ich habe während meiner Zeit Menschen kennengelernt, mit denen ich mittlerweile wirklich enge Beziehungen habe, und über die ist der Film, über die Gespräche mit ihnen. Man erfährt etwas über die jüngste Geschichte von Košice, über diese Menschen, aber auch über meine Familie. Und ich lasse auch einen Teil der Texte mit einfließen, die ich geschrieben habe. Der Film wird auf Slowakisch und Deutsch erscheinen und Ende des Jahres fertig sein.

 

Hast du hier ein Filmteam?


Kristina Forbat: Ich arbeite mit einer Kaschauer Filmproduktion zusammen. Wir drehen schon seit August. Jetzt sind wir in der Phase, in der wir noch ein paar Aufnahmen machen, die meisten Interviews sind aber abgedreht und es geht ans Schneiden und Archivmaterial montieren.


Du hast O-Töne, das sind die Interviews, du hast deine Texte...


Kristina Forbat: Genau. Und Bilder von Košice, Archivmaterial. Insgesamt wird der Film etwa dreißig bis vierzig Minuten.


Das klingt nach einem schönen Abschluss.


Kristina Forbat: Ja. Ich wäre sehr traurig gewesen, wenn ich schon im August hätte gehen müssen. Ich beeile mich gar nicht so sehr wegzugehen.


Das war ja offensichtlich auch für dich eine Art Wiederentdeckung.


Kristina Forbat: Ja, wirklich, es ist eine Wiederentdeckung, und jetzt hab ich sozusagen mein erstes eigenes Filmprojekt. Ich habe diese Chance bekommen, und das musste ich einfach machen. Es hängt viel mit meiner jüdischen Großmutter zusammen, mit ihr fing alles an und das wird in dem Film auch eine Rolle spielen. Sie ist leider in diesem Februar gestorben, kurz bevor ich hierher kam.


Dann ist der Film also auch eine Hommage an deine Großmutter.

Viel Erfolg und Danke für das Gespräch.


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Kristina Forbat wurde 1986 in Košice geboren und emigrierte im Jahr der Samtenen Revolution mit ihren Eltern nach Deutschland. Sie studierte Politik- und Kommunikationswissenschaft sowie Journalismus in Münster und Lille. Nach ihrem Studium arbeitete die gebürtige Slowakin in verschiedenen Hamburger Filmproduktionen, u.a. für Cinecentrum. Hier war sie redaktionell an der Produktion von Dokumentarfilmformaten beteiligt. Kristina Forbat lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Hamburg. (aus dem blog)

 


Astronautalis + Live Band in Košice

 

© Katja Schickel; die umrahmten Texte sind aus dem Blog von Kristina Forbat, Fotos: 1 WDR, 2-3-4 Kristina Forbat, 5 Street Art Convention Kosice, 6 kleco.


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