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Epiphanien des Kriegsgottes.

Die Prager deutsche Dichtung und der 1. Weltkrieg

von Ekkehard W. Haring


Der vorliegende Text stellt die überarbeitete u. erweiterte Fassung eines Beitrags dar, der im Sammelband R. Cornejo / E. W. Haring (Hg.): Wende – Bruch Kontinuum. Die moderne österreichische Literatur und ihre Paradigmen des Wandels, Praesens Verlag Wien 2006, S. 309-331 erschienen ist.


Die Prager Bahnhöfe sind heute in einem Schwall von Farben und Tönen gebettet. Draußen und drinnen dröhnt, rauscht, braust es von hundert Stimmen und Signalen. Ein futuristisches Hirn könnte diese unaufhörlich auf- und abflutende Bewegung, diesen stürmischen Rhythmus erdacht haben [...].1

Es sind Tausende und Abertausende, die heute Prag überfluten.Kein Feiertag sah noch je solche Mengen im bunten Trubel, wie sie Stadt und Land [...] seit gestern Abend nach Prag werfen.2


Prag am Vorabend des 1. Weltkrieges: Schon Tage und Stunden vor der offiziellen Kriegserklärung Österreichs an Serbien befindet sich die böhmische Hauptstadt, wie alle Metropolen Mitteleuropas, praktisch im Ausnahmezustand. Die Tagespresse reagiert fortlaufend mit neuen euphorischen Stimmungsbildern, die immer wieder eines in den Blick rücken: die Mobilisierung großer, von Willenskraft und unvorstellbarer Begeisterung getragener Massen. Eine Szenerie nie gekannter Größenordnung wird beschworen: frei werdende Elementarkräfte, die in einer Symbolik aus Farben und Tönen aufgehen, triebhafte Entladungen von Masse, Erhabenheit und Gewalt, schicksalhaftes Pathos und die ultimativen Verwandlungen zu einem großen Ganzen – ein farbenprächtiges Schauspiel, in dessen Mitte Natur und Mensch erstmals versöhnt zu stehen scheinen. ‚Krieg’ heißt die Perspektive einer ebenso radikalen wie abrupten Wende in allen Lebensbereichen.3

Noch bevor der große Krieg ‚ausbricht’ und in seinen realen Dimensionen begreifbar wird, feiert man seine Inszenierung als Gesamtkunstwerk – wie auch als Medienereignis: Was von vielen als überwältigendes persönliches Schlüsselerlebnis empfunden wird, lässt sich mit Blick auf die Manifestationen öffentlicher Berichterstattung fast nahtlos in einen Zusammenhang kollektiver Erfahrung einfügen. Selbst die nationalen Grabenkämpfe zwischen Deutschen und Tschechen, die in den Leitartikeln der Prager Presse seit Jahrzehnten den Ton angaben, verlieren angesichts des Ereignisses ‚Krieg‘ an Bedeutung. Ergriffen resümiert Ludwig Winder in den ersten Augusttagen, dass es in der böhmischen Hauptstadt nur mehr ein Volk von Österreichern gebe und merkt an: „In Prag ist in diesen Tagen Großes zustandegekommen; und wenn diese Harmonie bleibt, haben unsere Feinde, die wir gemeinsam niederringen wollen, gegen ihren Willen etwas für uns getan“.4



I.


Johannes Urzidil, einer der jungen Weltfreunde, die am Vorabend des 1. Weltkrieges im kosmischen Stil nach neuen lyrischen Tönen suchten und später einer der wichtigsten Chronisten der Prager Literaturszene, hat rückblickend den Pazifismus der Prager deutschen Autoren hervorgehoben: Keiner habe „[...] auch nur eine Silbe zugunsten des Krieges und der Gewalt veröffentlicht, womit sie allerdings von der allgemeinen Kriegsbegeisterung isoliert waren, die zunächst auch in der sogenannten ‚besseren’ Literatur jenseits der böhmischen Länder loderte“. Ähnlich betonte auch Max Brod in seiner Autobiographie Streitbares Leben die konsequente Antikriegshaltung der Prager Dichtung. 5


Diese aus der Perspektive regenerativer Erinnerungsbücher aufgestellte These mag in Einzelfällen zutreffen, als Pauschalbetrachtung indes hält sie keiner Überprüfung stand. Zweifellos hatte sich im Verlauf des Krieges (und besonders in den Jahren nach 1914) unter den Autoren eine deutliche Antikriegshaltung etabliert, doch die Entwicklung dahin verlief auf sehr unterschiedlichen Wegen. Die Teilhabe am Erlebnis „dieser großen Zeit“ verleitete manchen Dichter einige allzu zeitgemäße Gesänge beizutragen. Friedrich Adler, der seine kriegerischen Suaden bevorzugt in der Bohemia anstimmte, brachte noch 1916 eine Sammlung Kriegsgedichte heraus, die an Patriotismus und fester Überzeugung nichts zu wünschen übrig ließ. Im Vorwort schrieb er:


Reime sind ein schwaches Rüstzeug in dem gewaltigen Kampf den wir zu führen gezwungen sind. Trotzdem hat es mich gedrängt, an den Wendepunkten des Krieges der Stimmung, die mich bewegt hat, Ausdruck zu geben. So sind diese Gedichte entstanden und in den Tageblättern veröffentlicht worden. Sie haben viel freundlichen Widerhall gefunden.6


„Von Prager Schriftstellern haben Franz Werfel und Egon Erwin Kisch des Kaisers Rock angezogen“, vermeldet stolz der Literaturteil der Bohemia am 9. August 1914.7 Friedrich Adler steuert wenige Wochen später das Gedicht Egon Erwin Kisch zum Gruß bei:


[…]
Du bist in ernster Stunde
Auch mit der Wehr ein Held.
Mehr gilt die Waffe heute
Als Feder und Papier –
Wir Prager Schreibersleute,
Wir salutieren dir!
8


So wie Adler veröffentlichten zahlreiche Dichter aus Prag bzw. Böhmen Kriegerisches in Zeitungen und Anthologien. Oskar Wiener gab 1915 eine propagandistische Sammlung Kriegsanekdoten aus Österreich heraus, im lyrischen Vorspruch deklamierte er schwärmerisch:


Wie ist unser Gigantenkampf so schön,
Wer ihn nicht mitgekämpft, darf es betrauern.
Ich kleiner Zeuge dieser großen Zeit,
Bin ganz erfüllt von ihrer Herrlichkeit
.
9


Ähnlich suchten auch Hugo Salus, Ludwig Winder, Johannes Thummerer u. a. ihren patriotischen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.10 Mit ihren Beiträgen rückten diese Autoren freilich nur vorübergehend in die literarischen Frontlinien, nicht aber in die einschlägigen Phallancen völkisch-deutschnationaler Dichtung auf; in der Anthologie Kriegsgedichte aus Deutschböhmen von 1915 finden sich jedenfalls keine der oben erwähnten Namen wieder.11



Einer Schätzung zufolge entstanden in den Anfangsjahren in Österreich und Deutschland täglich 50.000 Gedichte.12 Angesteckt von solcher Begeisterung legte auch der junge Otto Pick dem Kurt-Wolff-Verlag eine Sammlung Kriegslyrik vor, die – glücklicherweise – abgelehnt wurde.

Die Deutsche Zeitung Bohemia zeigte sich in der Auswahl dichterischer Produkte weitaus weniger kritisch und blieb dafür auf der Höhe des Tagesgeschehens. Aufbauende Verse wie die folgenden verfehlten trotz augenfällig dichterischer Mängel nicht ihre Wirkung bei der Leserschaft:


Der Auersperg und der Windischgrätz
– Merkt Euch, Kameraden, das Paar! –
Haben die Mützen aufgesetzt
Wieder auf ihr graues Haar
Und zieh’n mit uns in den Krieg hinein!
So jung kann man nur in Österreich sein! [...]
Und Heldentum hat auch sein Gesetz,
Der Stamm ist doch noch gut!
Und wenn noch solche Kerle gedeih’n,
Herrgott, muß Gott doch bei Österreich sein!
13


Der aus Eger stammende Advokat Hugo Zuckermann avancierte mit seinem Österreichischen Reiterlied zu einem der populärsten Liederdichtern des 1. Weltkrieges. Zuckermann, der dieses Gedicht mit einer Reihe anderer bereits 1912 geschrieben hatte, war überzeugter Zionist und Offizier im österreichischen Heer. Er fiel 1914 in Galizien und wurde post mortem vom Kaiser für seine Verdienste ausgezeichnet. In der Prager zionistischen Selbstwehrfeierte man ihn wegen der „unbedingten Geradheit seines Charakters und der beharrlichen Treue zum eigenen Volke“. 14 Offenbar bot erst der Krieg die ultimative Chance, innere und äußere Widersprüche aufzulösen, und zudem auch die Dichotomien von Wort und Tat, Dichtung und Heldentum, Literatur und Biografie in heroischer Geste eins werden zu lassen:



Drüben am Wiesenrand
Hocken zwei Dohlen –
Fall’ ich am Donaustrand?
Sterb ich in Polen?
Eh’ sie meine Seele holen,
kämpf ich als Reitersmann.
[...]
 
15



Zuckermanns Gedicht war in jeder größeren Kriegslyrikanthologie zu lesen und stand stellvertretend für das überaus produktive (um nicht zu sagen: inflationäre) Genre an Reiterliedern. Wie die meisten Kriegsgesänge schöpfte es aus der Tradition der deutschen Freiheitslyrik des frühen 19. Jahrhunderts, die mit Arndt, Körner oder Schenkendorf die Befreiung des Vaterlands, die Tugend der Wehrhaftigkeit, den Gott des Kampfes und den seligen Tod fürs Vaterland in romantischer Manier verklärten. Nicht zuletzt das nationale Credo der Befreiungskriege – „Auf den Flügeln der Dichtkunst soll die gesunkene Nation sich erheben!“16 – ließ sich in die Gegenwart von 1914 übertragen und mit neuem Pathos beseelen.

Selbstverständlich fand Zuckermanns Reiterlied Eingang in die Schulstofflektüre. Aber auch weitere Lesestücke, die Prager Schüler im Deutschen Lesebuch für Österreichische allgemeine Volksschulen vorfanden, folgten dem Programm literarischer Mobilisierung. In Gedichten wie Für das Vaterland, Schulter an Schulter, Die junge Krankenpflegerin, Ich bin ein Deutscher oder Lieber Tod als Verrat wurde vor allem die Überlegenheit deutscher Tugenden zu erklären versucht.17

Bereits frühzeitig wurden die Heranwachsenden auf ihre bedingungslose Opferbereitschaft eingeschworen. Hans R. Kreibisch widmet den „im Kampf fürs Vaterland gefallenen ehemaligen Schülern“ 1915 einen ganzen Gedichtszyklus, in welchem er die höheren Ziele des Krieges erörtert und den Tod für Kaiser, Volk und Vaterland als „schönsten Heldentod“ besingt. In den Augen des deutschböhmischen Heimatdichters fielen die Schüler als wahre Erben Theodor Körners auf dem Feld der Ehre, –


Wo der Kriegsgott blutige Arbeit tat
Und junge sprossende Menschensaat
In den Boden stampfte mit ehernem Tritt.
[…]
Da wurde vor Stolz wohl feucht unser Blick.
 
18


Auch Kreibischs nordböhmischer Gesinnungsgenosse Hans Watzlik feiert die „furchtbare Herrlichkeit“ des Kriegsgottes, der „in eisernen Gewittern“ tobt, um die Heimat „Deutschböhmen leuchtend [zu] heben / Aus alter, bitterer Not“.19

Liest man die Anthologien jener kriegsbegeisterten Produkte, so wirkt der Krampf der üblen Versifikationen grauenerregend lächerlich, bemerkte Josef Mühlberger einmal.20 Die Wirkung vieler Lieder und Gedichte basierte – wie an Zuckermanns Reiterlied zu sehen war – auf einfacher volkstümlicher Gestaltung, gedanklicher Geradlinigkeit und dem Verzicht auf allzu künstlerische Beigaben. Andererseits trat in nicht wenigen Gedichten auch die Tendenz zu lyrisch ausgeschmückter Rhetorik zum Vorschein – deren Grundintention es war, die Opfer in einem heroisch glanzvollen Ordnungszusammenhang zu rechtfertigen. Galt es doch, den Krieg als sinnstiftendes Heilsprojekt zu erklären, was selbst versierte Dichter rasch an die Grenzen ihrer Fähigkeiten bringen musste. Gerade das Dilettantische erhielt so die Möglichkeit einer breitangelegten Paradeschau. ‚Dilettantismus’ kann freilich kein objektives Urteil sein, es sei denn, man wollte hier ästhetisch werten – ?


Bezeichnenderweise klagte 1915 ausgerechnet in der Bohemia (!) ein Artikel über die Verbreitung einer „literarische Seuche“ ausgehend von „gewissen Pseudo-Dichtern, die sich die Gloriole ‚tief empfundener‘ Dichtkunst zu erringen glauben“. 21 Ein in dieser Hinsicht unbestechliches Urteil hatte Franz Kafka, der den Patriotismus in Prag mit skeptisch „bösem Blick“ betrachtete, seinerzeit abgegeben: „Das, was jetzt geschrieben wird, ist ekelhaft [...]. Wissen Sie, wie verlogen und falsch die ganze Kriegsliteratur ist? [...] Es liegt ein zwar ungeschriebenes, aber darum nicht minder hartes Gebot in der Luft, falsches Pathos zu verzapfen!“.22
Immerhin beteuerten tonangebende Verkünder dieses Genres das Gegenteil, wenn sie sich in ihren Gedichten beharrlich auf die ‚Wahrheit‘ als Berufungsinstanz stützten.

Die eigentliche Herausforderung für heutige Leser besteht in der Vielschichtigkeit der heroischen Topik und ihrer Lesarten vom ‚Krieg als geistiges Erlebnis’. Bereits in den ersten Monaten machte sich diesbezüglich ein rhetorischer Differenzierungsprozess bemerkbar. Der Krieg wurde als Mittel der geistigen Erneuerung begrüßt, als Umwerter aller Dinge, als Quelle unmittelbaren Erlebens oder als schöpferische Initiative, zunehmend aber auch kathartischer Opfergang und als Mittel der nationalen Rehabilitierung; für nicht wenige galt er im Sinne Darwins als Auslese von weltpolitischer Tragweite, überdies beendete er ein weit verbreitetes Gefühl der Verdrossenheit und der Langeweile.23 Insofern war die Auseinandersetzung mit dem Erlebnis des Krieges, sei es in unmittelbarer Zeugenschaft oder anderen Formen des Ergriffenseins, durchaus eine literarische Angelegenheit. Doch die Begeisterung für den Krieg und den eigenen Stamm ist eine Stufe; die Verbreitung chauvinistischer Feindbilder eine zweite, die nicht alle erklommen.24

Nicht selten rangen Kriegsbegeisterung und Friedensbestreben in ein und derselben Person um ihren Ausdruck. Willy Haas schrieb dazu rückblickend:


Hofmannsthals österreichischer Kriegspatriotismus bestand in mir ohne Konflikte mit meinem tolstoianischen grundsätzlichen Pazifismus und mit meiner wirklichen Antipathie gegen das konkrete bürokratische, höchst bösartige und skrupellose Kriegsösterreich, das ich im Felde nur zu gut kennenlernte.25


Der Zwiespalt, der – so wie Haas – die meisten Prager Intellektuellen als ‚unpolitische‘ oder ‚pazifistische Patrioten‘ auswies, bestand eben in einer Vielzahl daran angelagerter innerer Widersprüche und wurde folglich auch sehr individuell ausgetragen: Ihre Bereitschaft zur unbedingten Tat legitimierte sich vorrangig aus dem Bewusstsein ethisch menschheitlicher Verantwortung, deutlich nachzulesen in der Verbrüderungslyrik eines Franz Werfel; ihre (von Max Brod nachdrücklich betonte) Naivität in politischen Belangen entsprach dem vornehmlich auf Kulturwerte gerichteten Interesse vieler ‚Herderianer‘, hinderte sie allerdings nicht daran, die Realität26 des Krieges bewusst wahrzunehmen, sei es an der Front oder daheim. Das jeweils individuelle Engagement unterlag letztlich einer Entwicklung, die sich aus sehr unterschiedlichen Erfahrungshorizonten ergab.


Hinzu kamen mehrfache, teils gegenläufige Loyalitäten: Treue zum Kaiserreich, Sympathie mit den tschechischen Autonomie-Bewegung, Zionismus, Sozialismus, Anarchismus, ganz zu schweigen von den intellektuellen Präferenzen namentlich der deutschen oder der französischen Kultur. Alles das zusammen genommen, kann man den starken emotionalen Zuspruch der Prager Autoren in den ersten Kriegstagen durchaus als Ausdruck innerer Ratlosigkeit interpretieren – gleichsam aber auch als eine befreiende Initiative, die nach einem Ausweg aus der Welt der Ambivalenzen suchte und getragen war von der Hoffnung auf eine möglichst rasche glückliche Fügung. Eine Hoffnung, die sich bald zerschlagen sollte. Die literarischen Spuren eines solchen Fatalismus finden sich zunächst in den symbolisch übertemperierten Mystifikationen der ersten Kriegsmonate und verwandeln sich allmählich unter dem Eindruck der Kriegsgräuel in die Tropik einer „rettenden Katastrophe“, bevor sie sich schließlich in der desillusionierten Prosa pazifistischer Überzeugungen auflösen. Manchen Autor riss gerade dieser Fatalismus, die eigene Handlungsunfähigkeit vor Augen, in eine ungeahnte literarische Produktivität. Denn die Erfahrungen derartiger Ambivalenzen ließen sich nahezu mühelos in ein messianisches Projekt ummünzen, das die subjektiven Erfahrungen zum Brennpunkt einer aus den Fugen geratenen Welt erhob. Zudem konnte man ohne Weiteres an die dichterischen Vorgaben von 1913 anknüpfen: ‚Wahrhaftigkeit’, ‚Erlebnis‘ und ‚Tat’ waren bereits die Schlachtrufe der frühen expressionistischen Erweckungsbewegung, und sie waren es nun, in den heißen Sommertagen 1914, erst recht.



II.


Unmittelbar nach Kriegsausbruch zeigte sich u.a. auch Reiner M. Rilke ergriffen:


Zum ersten Mal seh ich dich aufstehn
hörengesagter fernster unglaublicher Kriegs-Gott.
Wie so dicht zwischen die friedliche Frucht
furchtbares Handeln gesät war, plötzlich erwachsenes.
Gestern war es noch klein, bedurfte der Nahrung, mannshoch
steht es schon da: morgen
überwächst es den Mann. 
Denn der glühende Gott
reißt mit Einem das Wachstum
aus dem wurzelnden Volk, und die Ernte beginnt.
Menschlich hebt sich das Feld ins Menschengewitter
.
27


Die für einen Insel-Almanach bestimmten Fünf Gesänge wurden gerade noch rechtzeitig von Rilke zurückgezogen. Auf Anfrage seines Berliner Verlegers Axel Juncker schreibt er nur mehr: „’Kriegslieder’ sind bei mir keine zu holen, beim besten Willen!“. Freilich, bedauerlicherweise seien zwar schon ein paar ‚Gesänge’ im Umlauf, – „aber die sind nicht als Kriegs-Lieder zu betrachten, auch möchte ich sie nicht an anderer Stelle wieder verwendet wissen“, heißt es da nachdrücklich.28 Rilkes Begeisterung für den erwachten Kriegsgott dürfte – mit Blick auf den Brief – bereits Oktober abgeflaut sein. Immerhin, sein Erleben und seine Reaktionen haben etwas Paradigmatisches, das die Stimmung und den Puls jener Tage sehr genau einfängt. Denn Epiphanien des glühenden Kriegsgottes in dieser oder anderer Gestalt waren in den Sommerwochen 1914 nicht allein Rilke vorbehalten. So wie er empfanden Dichter und Intellektuelle aus den unterschiedlichsten Lagern.

In Briefen Martin Bubers liest man von „Reinigung“ und „Katharsis“ des Krieges, ja, das wahrhafte Leben vollziehe sich „nicht im ‚Fortschritt’, sondern im Sprung, in der Wende, in der Wandlung“: Krieg – als die Offenbarung des Unbedingten in einer Zeit, die von ihm verlassen schien. „Dessen haben wir uns in den Schrecken und bittren Schmerzen dieses Krieges [...], zu freuen. Es ist eine furchtbare Gnade; es ist die Gnade der neuen Geburt.“29


Buber hatte in den Vorkriegsjahren mit seinen berühmten drei Reden die jüdische Wende in Prag eingeleitet; mit Begriffen wie ‚Verwandlung’, ‚Realisierung’, ‚Orientierung’, ‚Erleben’ fand er damals besonderes Gehör bei einer Generation junger Intellektueller, deren Lebenskonzeptionen auf Wahrhaftigkeit und Erfüllung in neuen Seinstotalitäten ausgingen. An die Prager Bar-Kochba-Freunde appelliert er nun 1914, im Vertrauen auf die deutsch-österreichischen Siege: „Wenn wir Juden doch durchfühlten [...], was dies uns bedeutet: dass wir unsern alten Schild Nicht mit Gewalt, sondern mit Geist nicht mehr brauchen, da Kraft und Schild nun eins werden sollen. Incipit vita nova!”. 30

Der Rückgriff auf Dantes Neues Leben mag bezeichnend sein für die spirituelle Lesart dieser Zeit: Bubers Suche nach den heilsamen metaphysisch-dionysischen Kräften, die im Volke schlummern und erst im Krieg erwachen, zeigt präzise, wo das Versagen der jungen Intellektuellen und ihrer Führer in Zeiten politischer Eskalation lag. Das geistige Erlebnis des Krieges verhieß Offenbarungen grundsätzlicher Art. Es versprach exklusive Teilhabe am Naturzustand reiner menschlicher Werte und ließ dabei vergessen, dass dieser Krieg nicht der Feldzug archaischer Volksgemeinschaften war, sondern die technisch durchkalkulierte Vernichtung von Menschenmaterial.
So erliegt auch Buber vorübergehend den Lockrufen der inflationären lyrischen Mobilisierung, wenn er 1914 ins Stammbuch schreibt:


Krieg der Völker heißt des Blitzes Flamme,
Doch aus dem sie brach, das Reich der Wolke
Ist der Krieg tief drin in jedem Volke,
eingeboren jedem echten Stamme.


Aber jetzt aufwallend an der Wende:
Krieg der Freien mit dem Eingewöhnten,
Krieg der Wagenden mit den Versöhnten,
der im Anfang wider die im Ende.


Wolke stieg aus Millionen Tropfen,
was im Volk sich ballt, ersteht aus allen,
Die Entscheidungen des Krieges fallen
Denen nach, die heut dein Herz durchklopfen.
31


Die metaphorisch überladene und eigentlich mystische Aufbereitung des Ereignisses  ‚Krieg’ als Naturerscheinung spricht aus, welche Diskrepanz zwischen unmittelbarem Erleben und reflexivem Vermögen, zwischen Ausdruckswollen und sprachlichen Bildern bestand. Sie zeigt zudem auch die Evidenz der verbreiteten Bild- und Metaphernarsenale, welche in privaten Zeugnissen übernommen, überzeichnet und mitunter auch korrigiert wurden.32



III.


Ähnlich wie Buber brauchte auch Max Brod einige Monate, ehe er sich von den Synästhesien des grassierenden Kriegsfiebers erholte. Der wegen schwerer Rückgratverkrümmung frontuntaugliche Dichter bezog zunächst solidarisch Stellung an der Literatenfront. Sein im Oktober 1914 veröffentlichtes Gedicht Ankunft eines Verwundetentransportes zeichnet das Szenarium der ersten Züge von Kriegsversehrten, die verstört in der Heimat eintreffen und „wie Verlassene“ um sich blicken. Bemerkenswerterweise spricht das Gedicht von den Verwundeten in der Wir-Form. Nach einer symbolträchtig erinnernden Schilderung der Fronterlebnisse betont das lyrische ‚Wir‘:


Für euch kämpften wir dort, euch beschützten wir gut!
Treulich ward es vollbracht, drum dürft ihr in Treue auch danken! 


In der Emphase solcher Betrachtung wird nun sogar der von den Schlachtfeldern gezeichnete Blick der Verwundeten in eine auszeichnende ‚Zierde’ der Volksmenge uminterpretiert:


Unsern schmerzlich erhabenen Blick der Retter in eure
Wangen eingepflanzt, den Blick, der sich und in der Schlacht
Sprühend gebar, da wir von euch den Untergang stießen.
Immer ziert er nun uns und euch. 


Schließlich erreicht das Gedicht seine Klimax in der Vision einer Massentrance:


Und mit befreitem Namen lässt sich ins Umarmen der Bürger,
In der Fahnen Geschwank groß die Gottheit herab.
33

 

   



 


 

– Epiphanien des Kriegsgottes, wie sie wohl nur an Schreibtischen in erdenfernen Studierzimmern entstehen konnten! Denn die Realität der Kriegheimkehrer, und besonders die der Verwirrten und nervösen Zitterer, konnte mit derartigem Pathos nicht glänzen; und schon bald war ihre Präsenz so erschreckend in den Prager Gassen, dass die Arbeiterunfallversicherung, namentlich ihr Angestellter Franz Kafka, mit einem Hilfsfond-Notprogramm beauftragt wurde.34

Zunächst, noch im selben Jahr, reflektiert Max Brod über sein Gefühl von einer Verwandlung des Staates, indem er die Anfangsbegeisterung zu erklären versucht:


Dies war die große Verwandlung. [...] Es war eben Übermenschliches über uns gekommen; und damit spreche ich nicht von dem Gefühl der ganz Glücklichen, für welche dieser Krieg ein nationaler deutscher Krieg ist, sondern von denen, die in ihm nur das Walten, Leiden, Siegen des bloßen Staatsorganismus fühlen können wie wir im vielsprachigen Österreich. Ich habe Lemberg und Czernowitz nie gesehen [...]. Aber als man mir Lemberg und Czernowitz nehmen wollte, da fühlte ich an meinem ganzen Körper, dass sie Rechtens zu mir gehören und dass ich sie auf keinen Fall vermissen kann. Ich verstand plötzlich alle Drangsale und Sorgen des Staates von innen heraus.35


Die postume Reflexion klingt bereits wie eine Rechtfertigung des persönlichen ‚Gefühls’. Tatsächlich geht sie für Brod mit einer Wendung ins Politische einher. Weniger Emphase, dafür klare politische Betrachtung sprechen bereits aus seinem Artikel Zur Ideologie unserer Zeit von 1915, in der Brod eine weltpolitische Tendenz vom „Kabinettskrieg“ zum „Volkskrieg“ prophezeit, und die Hoffnung äußert, dass die nationalen Konflikte einmal im Rahmen eines Humanitätskrieges gelöst werden könnten.
Aus dem Erlebnishymniker ist ein angesagter Gegner des Völkermordens und politischer Utopist geworden. Aus den biografischen Schriften ist bekannt, dass Brod gemeinsam mit Max Wertheimer und dem Einjährig Freiwilligen Franz Werfel im Cafe Arco das Programm einer Friedensinitiative ausbrüteten, und um eine Audienz bei Professor Masaryk in der Redaktion der Čas ansuchten. Die Unterredung, deren Zustandekommen schon im Ansatz groteske Züge trug, endete in einer Farce: Der Parteiführer der Realisten wies die Delegation mit demütigender Schroffheit ab.
36 Die drei konnten nicht wissen, dass Masaryk auf Grund der politischen Lage in Italien längst nicht mehr an einem Friedensschluss interessiert war, da er von diesem Krieg die Zerschlagung der Monarchie und die Errichtung eines selbständigen tschechischen Staats erhoffte.
Eine andere Initiative ist die Mitwirkung Brods und Werfels am Geheimbund der Geister gegen den Wahnwitz des Militarismus 1915. Gründungsväter dieses bemerkenswerten Vereins waren Martin Buber, Gustav Landauer und Max Scheler. Bereits die Aufzählung der Namen lässt anklingen, dass es hier um einen sehr moderaten Begriff von Pazifismus gehen musste, was durch Max Schelers Bestseller Der Genius des Krieges (1914) ausreichend erhellt wird.
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Unter dem Einfluss der jüdischen Renaissance in Prag vollzieht Brod während des Krieges die Wandlung zum Verkünder eines ethischen Rigorismus und zum Gemeinschaftsekstatiker. Den Briefen an Martin Buber lassen sich die Stadien seiner Entwicklung nuanciert ablesen: „Man kann nicht genug betonen (...), dass wir kein neues Serbien oder Bulgarien oder sonst einen imperialistischen Kleinstaat wollen, sondern etwas prinzipiell Neues.“
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Die neue Stadt
Trompete schallt: Wir siegen bald! –
Dann sei doch nicht von Blutgewalt,
Von Liebe wild durchronnen,
Auf einen felsenklaren Stand
Die Stadt ‚Gerechtigkeit’ benannt,
in neuem Bau begonnen.
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Damit ist Brods Abrücken vom „Kriegsgott“ nun auch in seiner Dichtung bezeugt. Im Gedicht Die Schlacht erscheint ein erdverbundener Bauerngott vor der Frontlinie, um angesichts des Mordens unter den Soldaten Liebe einzufordern.41 Gedichte wie Die neue Stadt, AbsageFrühling im Krieg, Die Schlacht, Schule für galizische Flüchtlingskinder42 unterstreichen den konstruktiven Charakter dieser neu gewonnenen Perspektive, verlegen aber gleichsam auch den Akzent vom berauschenden Wir-Erlebnis der Gegenwart auf eine kommende bessere Gemeinschaft der Zukunft. Sie verdeutlichen zudem, dass unter der Maske des Kriegsgottes von 1914 keinesfalls der tödliche Hurra-Patriotismus eines Hugo Zuckermann stecken konnte, der sogar Oden auf sein Maschinengewehr verfasste, sondern eine Sehnsucht nach Gemeinschaftserlebnis über die politischen Demarkationslinien hinaus.43

Brods Suche nach stabilen Gemeinschaften, seien es Lebensbünde, literarische Kreise oder die kulturzionistische Bewegung, erfuhr in den Kriegsjahren notwendig ihre Zuspitzung. In seinen Romanen, Gedichten und vor allem in den Dramen dieser Jahre zeichnet er eine Welt des Zusammenbruchs, die nur noch durch die Katastrophe oder eine rigorose Umkehr erlöst werden kann.



IV.


Prinzipiell Neues wollte auch Franz Werfel, gefeiertes Wunderkind der Lyrischen Avantgarde Prags. Ein Dichter, der den Möglichkeiten seines raschen Weltruhms an entscheidenden Momenten des Lebens hinterherlief und sich der Herausforderungen solchen Rufs auf dem Wege metaphysischer Hilfskonstruktionen entledigte. Wie kein anderer verkörperte er den Zwiespalt seiner expressionistischen Generation in Wort und Tat. Werfel vollzog in diesen Jahren eine Wandlung vom tatenfreudigen Verkünder des Weltfreunds (1911) zum Verkünder menschlichen Unvermögens, bzw. zum Dichter, der nur „Auf dieser Erde eben / Sitzen und sein und schrein!“ will.44 – eine Entwicklung die schließlich auch zum Zerwürfnis mit Max Brod führen sollte.


Obgleich Werfel bereits am 31. August 1914 als Reservist eingezogen worden war, kann man nicht behaupten, dass er von Anfang an aktiver Kriegsteilnehmer gewesen wäre. „Vaterlandstreue, Tapferkeit vor dem Feinde, das waren Franz Werfels Ideale niemals gewesen; und er scheute daher auch nicht davor zurück, seinen Vorgesetzten physische Krankheit, psychische Unzurechnungsfähigkeit vorzutäuschen“ konstatiert sein Biograf Peter Stephan Jungk.45  
Zunächst in der Kaserne, dann immer wieder beurlaubt, und erst später an der ostgalizischen Front erlebt er den Krieg jedenfalls als Bedrohung seiner schriftstellerischen Existenz. An seinen Lektor Richard Meyer vom Kurt-Wolff-Verlag schreibt er im Herbst 1914: „Was meine lyrische Produktion anbetrifft, ist diese weder kriegerisch noch sehr zahlreich in diesen Monaten gewesen. Ich habe nicht die Gefühlsbereitschaft anderer gehabt, um Begeisterung und Ja und Amen aufzubringen. Mein Gefühl ist heute Depression und Schmerz, und das Bewusstsein, das die größere Hälfte der Menschheit lügt! Und das alles darf man jetzt, auch in den schönsten Versen nicht sagen“.
46 Bereits am 4. August 1914, nur wenige Tage nach der österreichischen Kriegserklärung, schreibt Werfel sein Gedicht Der Krieg:


Auf einem Sturm von falschen Worten,
gekränzt von leerem Donner das Haupt,
schlaflos vor Lüge,
mit Taten, die sich selbst nur tun, gegürtet,

prahlend von Opfern,
ungefällig scheußlich für den Himmel [...]
47


Den Kriegsausbruch betrachtete Werfel als Ausdruck und Folge einer antiethischen Denkart, die, der Psychologie des Militärstaats entsprechend, letztlich nur auf eine ungeheure Menschenverachtung hinweise, in der sich der „mörderische Zwang der Staatsidee“ offenbare: „Der moderne Staat, der durchaus auf den Krieg zugeschnitten ist, der den Krieg als die eigentliche Inanspruchnahme seines Organismus voraussetzt [...], der für den Krieg geschaffen wurde wie die Cholerabaracke für die Cholera – dieser Staat, man erblasse, lehnt die Verantwortung für den Krieg ab“.48

Von der Rhetorik der ‚großen Zeit’ und dem Erlebnis des ‚heiligen Krieges’ findet sich in Werfels Schilderungen nur soviel:


Krieg ein Erlebnis? Er ist das Gegenteil allen Erlebens. Ein Vernichten aller Differenzierung, Harmonien, Disharmonien, ein Warenhaus, ein Ausverkauf aller Erlebnisse, die er durch Billigkeit, Masse und Unabwendbarkeit entwertet.49


Auch die psychischen Narben und Kriegsverletzungen der Soldaten vermag Werfel nicht, wie Brod 1914, als Zierde oder Auszeichnung zu interpretieren. Sein Gedicht Der erste Verwundetentransport 1914 endet mit einer Anklage:


Gebt weiter, still, den entsetzensvollen Blick
Und rührt euch, ihr Gedrängten, rührt euch leise an!
Seht hin, dorthin, wo jetzt meine Hand hinzeigt!
Beugt euch tiefer, Schlafwandelnde, Schmerzgeborne,
Du elendes, oh du jammervolles Geschlecht!
50


Den Wahnsinn eines durch seine Fronterlebnisse traumatisierten österreichischen Ulanen beschreibt Werfel in einem Essay zynisch als das letzte Hoffnungspfand auf ein menschliches Erwachen: „[...] dieser Wahnsinnige, der arme polnische Jude, ist ein vollendeterer Mensch als alle Krieger, die sich an die Schrecken der Schlacht gewöhnen. Er ist das Idealbild einer späteren besseren Menschheit, die sich nicht mehr wird töten können [...].“51

Werfel reagierte mit diesem Artikel dezidiert auf Max Schelers Genius des Krieges (sh. oben) und dessen Begriff „metaphysischen Erwachens“. Nach Ansicht des Gesinnungsphilosophen Scheler sollte die „liebessteigernde Kraft“ des „gerechten Krieges“ auch von der Dichtung – namentlich „Franz Werfels Gedichten“ – ausgehen.52

Doch die Pose des Dichters, der trotz Zensur unerschrocken und konsequent den Krieg anprangert, überzeugt nur auf den ersten Blick. Viele seiner Antikriegs-Notate tragen das Signum der Unverbindlichkeit, ja zuweilen auch des Tendenziellen. Die Faszination an abstrakten Spekulationen scheint dabei die Feder zu führen und leitet ihn zu immer neuen Befunden: Einmal ist es der Hunger, ein anderes Mal sind es die greisen Staats-Väter, die den Krieg auslösten; das literarische Antikriegsengagement ist in den Dienst einer fundamentalkritischen Macht- und Systemanalyse getreten.53

In Werfels Dichtung tritt in diesen Jahren mehr und mehr ein christlich inspiriertes Programm mit anarchistischen Akzenten in den Vordergrund. ‚Welterlösung oder Individualerlösung’ lautet bezeichnenderweise der mit Max Brod in Der Jude und anderen Zeitschriften ausgetragene Streit. Von Otto Gross beeinflusst, wendet sich Werfel verstärkt auch psychologischen Fragen des Umsturzes zu. Sein ‚Anarchismus‘ stützt sich auf die Idee eines apokalyptischen Messianismus, der das Reich der Freiheit nach dem Ende aller Gesetze erhofft.54


Ohnehin, spätestens seitdem Werfel 1917 im Dienste des Wiener Kriegspressequartiers (KPQ) stand und sich gezwungenermaßen am sogenannten ‚Heldenfrisieren’ – dem literarischen Schönfärben von Kriegsereignissen – beteiligte, wurde sein Auftritt als Antikriegs-Autor fadenscheinig. So schrieb Werfel u.a. das Vorwort der prächtig illustrierten Ausgabe Neue Bilderbogen und Soldatenlieder, in welchem er den Krieg als den Auslöser einer Sehnsucht nach unbedingtem reinen Leben stilisierte und zur „Dankbarkeit gegen jene Männer, die Stand hielten“ aufrief.55

„Ich muss diese meine moralische Krisenzeit, wo ein neuer Mensch an meine alten Grimassen pocht, ohne geboren werden zu können, durchleben“, schrieb er an seine Verlobte Gertrud Spirk.56 Seine spektakulären Reden in Davos und Wien, in denen er für die russische Revolution und Anarchie plädierte, mochten dem Ekstatiker Werfel (angesichts der politischen Großwetterlage) einen Befreiungsschlag gewähren, einen Ausweg aus der eigenen Widersprüchlichkeit boten sie gewiss nicht. Sie zeigen einmal mehr das hohe, stets einsturzgefährdete Gerüst, auf dem Werfel, der Weltfreund und Staatsfeind – nun freilich mit Tapferkeitsmedaille –, seine wundersamen Utopien deklamierte. Eine Attitüde, die Karl Kraus mit gnadenlosem Spott bestrafte, wenn er schrieb, dass „auch um diesen menschheitsgläubigen Dichter Mars und die Musen“ stritten, Werfels Lyrik sei „der Gutschein, der den Unberufenen auf die Seligkeit ausgestellt wird“.57



V.


Franz Janowitz, einst Freund Werfels, Protegé Brods und zuletzt Karl Kraus’, hatte 1913 als Einjährig Freiwilliger seinen Dienst angetreten. Schon in dieser Zeit, also vor Ausbruch des Krieges, wandelte sich sein Selbstverständnis als Dichter entscheidend. Hatte er früher seine dichterische Mission in einer Poetologie „hellen Sehens“ in Naturidyllen gesucht, so wurde ihm im soldatischen Alltag zunehmend bewusst, dass alle Visionen paradisischer Urzustände letztlich zu eskapistischer Verklärung führten.58
Auch die Zeugenschaft am ‚Elementarereignis’ Krieg bot dafür keinen Ersatz: „Mit das schmerzlichste Erlebnis in dieser grauenhaft lächerlichen Zeit ist es, dass die Greuel dieses Krieges nicht von der Unschuld einer sich und alles vergessenden Urgewalt getragen werden, sondern die Folgeerscheinungen eines zögernden Entschlusses bleiben, der sie erwog und dann in Kauf nahm“.
59

Derart ernüchtert sah Janowitz den Kriegsausbruch nicht als ‚geistiges Erlebnis’ oder ‚reinigendes Gewitter’, sondern klar als Bankrott menschlich-moralischer Werte. In den Schützengräben und Lazaretten Galiziens verflog jeder Zauber heroisch metaphysischer Dichtung und der Kriegsgott zeigte sich in Menschengestalt. In dem Gedicht Die galizischen Bäume lässt Janowitz die verstümmelten Bäume, Symbole des Ursprungs, sprechen, um den Menschen vor dem Gericht eines abgewandten Gottes anzuklagen:  


Wir im Fluge, wir im Wehen,
suchen jetzt den Ort den hohen,
um vor seinem Ohr zu flehen.
Ach, er hat sich abgewendet
Dieser Erde, seit gesendet
Ward der Mensch, für ihn zu stehen
Hier als Richter und Gebieter,
will erst spät die Ernte sehen.
Sturmgeführt, von Schmerz getragen,
kommen wir, zerstoßne Bäume,
werden mit den Ästen schlagen,
werden wild, ein Wald von Wehe,
schreien, dass er endlich sähe,
was sich unten zugetragen,
werden künden und verklagen!
60


Die beklemmende Atmosphäre dieses Gedichts, das mit Trakls Grodek auf gleicher Höhe steht, wird hier durch die ungeheuerliche Verbindung von Inhalt und Form erzeugt, und deutet an, welche dichterische Begabung Janowitz tatsächlich besaß. In seinen Gedichten aus dem Zyklus Der tägliche Tag von 1915 wird der Krieg selten benannt, tritt aber in Motiven der Angst, des Wahnsinns, des Grauens, der Verwesung etc. ostentativ in Erscheinung. Janowitz geht soweit, darin die Rücknahme menschlicher Schöpfung zu fordern, wenn er den alttestamentarischen Urvater Noah ausrufen lässt:


Noch ist es Zeit zu einem letzten Blitz!
In mir erstickst du ewig wehe Plage!
Die Arche fort! Und unbewegter Geist
Schweb’ über Wassern wie am ersten Tage!
 
61


Helles Sehen und Ruf nach Rücknahme, Revision und Reversion: In der Sehnsucht nach totaler Auslöschung des Menschen (Kraus sprach vom Krieg des Kosmos gegen den hundstollen Planeten) und Herstellung eines Zustandes biblischer Ursprünglichkeit triumphiert das Verschwinden, aber nicht als Furie, sondern als Allegorie des Endes oder Anfangs.

1917, nach Einsätzen an der Alpenfront, schreibt Janowitz in Linz die meisten seiner Aphorismen. Es sind Reflexionen über Glaube, Kunst, Schuld, Gut und Böse, in denen er nach Antworten auf letzte Fragen sucht. Dichtung, oder genauer: Literatur, wird darin zwar noch in erlösender Funktion gesehen, doch sie hat in dieser Hinsicht – in der „Mörderzeit“ – ihre Zuverlässigkeit eingebüßt. Wenige Monate später steht Janowitz an vorderster Linie in der 12. Isonzoschlacht und wird im Gefecht schwer verwundet. Am 4. November 1917 erliegt er seinen Verletzungen.

Sein kurz zuvor verfasstes Pamphlet Das Regiment des Teufels ist eine letzte, schonungslos nüchterne Abrechnung mit der perversen Apologetik des Krieges:


Wenn ein Kaiser seine Feder zur Unterschrift ansetzt, welche den Krieg für sein Land besiegelt: ist den Ohren seiner Seele das Wehgeschrei jener, welchen in diesem Kriege die Augen ausgeschossen werden müssen, mit allen Mitteln fernzuhalten. [...]

Sagt jemand, er wolle nicht an die Front, um nicht morden zu müssen, rede man allen und auch ihm ein, dass er dies deshalb tue, um dort nicht ermordet zu werden.62


Brod, Werfel, Janowitz: drei Autoren – drei Begegnungen mit dem Krieg. Am Ende des “heiligen Krieges“ bleiben von den vormals in literarischen Prospekten groß gefassten Wende-Ausblicken nurmehr die verengten Fluchtschneisen: Der ethische Rigorismus eines Max Brod mit seinen Gemeinschaftsvisionen; der gläubige Anarchismus Franz Werfels, mit seinen Ausblicken auf ein Reich der Freiheit und des Matriarchats; schließlich das tödlich ernüchterte „Helle-Sehen“ Franz Janowitz‘ mit seinen Regressions-Fantasien.

Und man ist versucht noch einen vierten Autor anzuführen, dessen schriftstellerische Obsessionen auf Verwandlungen ganz anderer Art ausgingen: Franz Kafka, der die messianischen Hoffnungen seines Schreibens während des Krieges illusionslos über Bord warf und in seinen Erzählungen das heillose Scheitern der Verwandlungen festhielt, hatte in der ‚großen Zeit’ weder die Gnade noch den Zorn des glühenden Kriegsgottes erfahren. Weit davon entfernt die historische Dimension der Ereignisse zu ignorieren, vermerkte Kafka im Sommer 1914:


2.August. Deutschland hat Russland den Krieg erklärt. – Nachmittags Schwimmschule.


In den Augen des Tagebuchschreibers bildete die Zäsur des 1. Weltkrieges nurmehr die Offenbarung des Ausnahmezustands im Kontinuum des Alltags.


© August 1914 - Deutsches Literaturarchiv Marbach, dla.de


Anmerkungen

1 Anonym: Bohemia (Morgen-Ausg. Nr. 204). Prag, 27.7.1914, S. 7.

2 Anonym: Der heutige Tag in Prag. In: Bohemia (Abend-Ausg. Nr.204). Prag, 27.7.1914, S. 3.

3 Zur narrativen Konstruktion des Krieges als ‚Ereignis‘ und ‚Erlebnis‘ vgl. Horn, Eva: Erlebnis und Trauma. Die narrative Konstruktion des Ereignisses in Psychiatrie und Kriegsroman. In: Mülder-Bach, Inka (Hg.): Modernität und Trauma, Wien: 2000, S. 131-162.

4 Winder, Ludwig: Kriegstage in Prag. In: Bohemia (Ausg. Nr. 2017), 9.8.1914, S. 4
5 Urzidil, Johannes: Im Prag des Expressionismus. In: Paul Raabe (Hg.): Expressionismus. Aufzeichnungen und Erinnerungen der Zeitgenossen. Olten: Walter 1965, S.68-73, S. 70. Brod, Max: Streitbares Leben 1984 – 1986. München: Herbig-Verlag 1969, S.81ff.

6 Adler, Friedrich: Kriegsgedichte 1914–1916. Prag: Verlag d. Landeshilfsvereins vom roten Kreuze für Böhmen, 1916 (Vorwort ohne Seitenzahl). Im Buchexemplar der Österr. Nationalbibliothek findet sich diesbzgl. eine unmissverständliche Widmung in der Handschrift des Autors.

7 Anonym: Unsere Dichter als Soldaten. In: Bohemia (Ausg. Nr. 217), Prag: 9.8.1914, S.6.

8 Adler, Friedrich: Egon Erwin Kisch zum Gruß. In: Bohemia (Ausg.Nr. 248), Prag: 9.9.1914, S.7.

9 Wiener, Oskar: Anno 15. Kriegsanekdoten aus Österreich. Prag-Smichow: Verlag d. graphischen Anstalten Koppe-Bellmann 1915, S. 6.

10 Deutsche Heldenlieder. Gedichte aus dem Kriegsjahr 1914. Berlin: August Scherl Verlag 1914; Hauffen, Adolf: Kriegslieder deutsch-böhmischer Dichter. In: Sammlung gemeinnütziger Vorträge Nr. 434. Deutsche Dichter und Künstler aus Böhmen, Nr. 12, Prag 1914.

11 Kreibisch, Hans R. (Hg.): Kriegsgedichte aus Deutschböhmen. Prag: Verlag d. Bundes der Deutschen in Böhmen, 1915.

12 Hauffen, Adolf: Kriegslieder deutsch-böhmischer Dichter. In: Sammlung gemeinnütziger Vorträge Nr. 434. Deutsche Dichter und Künstler aus Böhmen, Nr. 12, Prag 1914, S. 4 (Einleitung).

13 Anonym: Die beiden Alten. In: Bohemia (Ausg. Nr.213), Prag, 5.8.1914, S.5.

14 Selbstwehr. Unabhängige jüdische Wochenschrift. Prag, 17.4.1916.

15 Zuckermann, Hugo: Reiterlied. In: Zuckermann: Gedichte. Wien/Berlin: R.-Löwit-Verlag, 1917, S.99. Der Jurist Zuckermann vertrat die Idee eines Großösterreichs der Nationalitäten. Er lebte zuletzt in Meran und eilte bei Kriegsausbruch zu seinem Landwehrregiment, um „den Rachezug für Kischinew“ anzutreten – wie es auf einer Postkarte heißt, sh. ebd.: Vorwort Otto Abeles, S.7-12, S.11.

16 Bekanntes Zitat aus einem Brief v. Gottfried Körner an Theodor Körner v. 8. Sept. 1812.

17 Lipka, Wagner und Knaute (Hg.): Lesestücke aus dem Weltkriege. Anhang zum Deutschen Lesebuch für österreichische allgemeine Volksschulen. Prag: k.& k. Schulbuchverlag 1916.

18 Kreibisch, Hans Rudolf: Zur Erinnerung. Unseren im Kampfe fürs Vaterland gefallenen ehemaligen Schülern. In: 25. Jahresbericht der I. Deutschen Staatsrealschule in Prag veröffentlicht am Schlusse des Schuljahres 1915-16. Prag: Selbstverlag 1916., S. 3-5.

19 Watzlik, Hans: Zuversicht. In: Hauffen, Adolf: Kriegslieder deutsch-böhmischer Dichter (Sammlung gemeinnütziger Vorträge Nr. 434. Deutsche Dichter und Künstler aus Böhmen, Nr. 12), Prag: 1914, S. 13.

20 Mühlberger, Josef: Geschichte der deutschen Literatur in Böhmen. Wien: Albert-Langen / Georg-Müller-Verlag, 1981, S.96.

21 Schottelius, Max: Der Kriegs-Bazillus. In: Deutsche Zeitung Bohemia (Ausg. Nr. 114), 25.4.1915, S. 7.

22 Lichtenstern, Anna: Fahrstuhlgespräche mit Franz Kafka. In: Hans-Gerd Koch (Hg.): Als Kafka mir entgegenkam. Berlin: Wagenbach-Verlag, 1995 erw. Neuausg. 2005, S.79-81, S.81.

23 Anz, Thomas: Vitalismus und Kriegsdichtung. In: Mommsen, Wolfgang J. (Hg.): Kultur und Krieg. Die Rolle der Intellektuellen, Künstler und Schriftsteller im Ersten Weltkrieg. München: 1996, S. 235-247. Illustrativ und erhellend für den Prager Kontext sind die Ausführungen von Weyrich, Edgar: Das Völkerringen im Spiegel des Kaiserliedes. Prag: Schulwissenschaftlicher Verlag A. Haase 1916, S.73ff.

24 Becher, Peter: Literatur zu Kriegszeiten. In: Musen an die Front. Schriftsteller und Künstler im Dienst der k.u.k. Kriegspropaganda 1914-1918, Bd.1, hrsg. v. Jozo Dzambo i.A. d. Adalbert-Stifter-Vereins, München 2003, S.39.

25 Haas, Willy: Die literarische Welt. Lebenserinnerungen. Frankfurt a.M.: Fischer-Verlag, 1983, S.69.

26 Die Lebenswege der Prager Autoren verzweigten sich auf der Landkarte des Krieges seit 1914: Franz Werfel, Willy Haas, Robert Weltsch, Hugo Bergmann, Franz Janowitz, Jaroslav Hašek, Petr Křička, Fráňa Šrámek, Egon Erwin Kisch, die v.a. an den Fronten im Osten und im Süden kämpften. Und wo nicht gekämpft wurde, beteiligte man sich wehrhaft an der geistigen Front: F. Adler, O. Pick, H. Salus, H. Zuckermann, O. Wiener, L. Winder dichteten patriotische Lieder, selbst die vom Militärdienst befreiten Brod und Kafka spendeten immer noch Kriegsanleihen.

27 R.M. Rilke. Sämtliche Werke Gedichte Bd.II, hrsg. v. Rilke-Archiv in Verbg. mit Ruth Sieber-Rilke, besorgt durch Ernst Zinn, Frankfurt a.M.: Insel-Verlag, S.87.

28 Brief Rainer Maria Rilke an Axel Juncker, 19. Oktober 1914. In: Rilke, R. M.: Briefe zur Politik, hrsg. von Joachim W. Storck. Frankfurt a. M./Leipzig: Insel-Verlag, 1992, S. 97f. Konsequent erschienen weder in der Sammlung Neue Kriegslieder (1914/15) des Juncker-Verlags noch im zweiten Kriegs-Almanach des Insel-Verlags Gedichte von Rilke.

29 Buber an Frederik van Eden, sh. Buber: Briefwechsel I. 1897-1918. Heidelberg: Lambert-Schneider Verlag 1972, S.378f. (Hervorhebung Buber).

30 ebd. S.371.

31 Buber, Martin: In ein Stammbuch 1914. In: Carl Seelig: Der Tag bricht an. Neue Gedichte. Dortmund: Verlag Der Garten Eden, o.J., S.21.

32 Schmitz, Walter / Udolph, Ludger (Hg.): Tripolis Praga. Die Prager Moderne um 1900. Dresden: Thelem-Verlag, 2001, S.343.

33 Brod, Max: Ankunft eines Verwundetentransports. In: Berliner Börsenkourier, 18.10.1914 sowie J. Bab (Hg.): Der deutsche Krieg im deutschen Gedicht Bd.4. Berlin: Morawe-Scheffelt-Verlag, 1914, S. 17f.

34 Ein (wahrscheinlich von Kafka) anonym lancierter Artikel Helfet den Kriegsinvaliden! Ein dringender Aufruf an die Bevölkerung berichtete von der Notwendigkeit und den Aufgaben staatlicher Fürsorge und erschien zeitgleich am 16.12.1916 im Prager Tagblatt und in der Deutschen Zeitung Bohemia. Neues Matrial dazu bieten die überarbeiteten Amtlichen Schriften Kafkas, sh. Hermsdorf/ Wagner (Hg.): Franz Kafka. Amtliche Schriften. S. Fischer, Frankfurt a. M.: 2004.

35 Brod, Max: Gefühl von einer Verwandlung des Staates. In: Zeit-Echo. Ein Kriegs-Tagebuch der Künstler. München: Graphik-Verlag, Ausg. 1 (1914/15), S.30f.

36 Brod, Max: Streitbares Leben. 1969, S.94-98.

37 Brod, Max: Streitbares Leben. 1969, S. 135ff.; Jungk, Peter Stephan: Franz Werfel. Eine Lebensgeschichte. Frankfurt a.M.: Fischer-Verlag, 1987, S.366.

38 In Brods Replik auf Scheler heißt es 1917: „Niemand gerettet. – Denn ihr alle seid / Die Schuldigen.“, sh. Brod: Der Genius des Krieges. In: Kurt Hiller (Hg.): Das Ziel. München / Berlin: 1916, S. 71-79.

39 Buber, Martin: Briefwechsel 1897-1918. Heidelberg: Lambrt-Schneider-Verlag,, Bd.I, 1972, S.458

40 Brod, Max: Die neue Stadt. In: Deutsche Zeitung Bohemia (Osterbeilage), 4.4.1915, S. 33.

41 Brod, Max: Die Schlacht. In: Zeit-Echo. München: Graphik-Verlag 1915, Heft I, S.162.

42 Brod, Max: Das gelobte Land. Ein Buch der Schmerzen und Hoffnungen. Leipzig: Kurt-Wolff-Verlag, 1918, S.8-13, 19, 80f.

43 H. Zuckermanns Lied ans Maschinengewehr, sh. Zuckermann: Gedichte. 1917, S.101ff. Zu Brods Entwicklung sh. Ekkehard W. Haring: Modernekritik und literarischer Messianismus bei Max Brod. In: Germanistisches Jahrbuch Brücken. Neue Folge 9-10. Prag/Weimar: 2001/02, S.205-221.

44 Aus Werfels Gedicht Adam, in: Werfel, Franz: Einander. Oden Lieder Gestalten. München: Kurt-Wolff-Verlag, 1923, S.35f.

45 Jungk, 1987, S. 64.

46 Göbel, Wolfram: Der Kurt Wolff Verlag 1913-1930. Expressionismus als verlegerische Aufgabe. Frankfurt a.M.: Buchhändler-Vereinigung Gesellschaft, 1977, Sp.683

47 Werfel, Franz: Der Krieg. In: Werfel: Einander. Oden. Lieder (1913-14). Gestalten. München: Kurt-Wolff-Verlag, 1923, S.47.

48 Zit. nach Jungk, 1987, S. 63

49 Werfel, Franz: Zwischen oben und unten. Prosa. Tagebücher. Aphorismen. Literarische Nachträge, hrsg. v. Adolf D. Klarmann, München: 1975, S.630.

50 Werfel, Franz: Der erste Verwundetentransport 1914. In: F. Werfel: Gedichte aus den Jahren 1908-1945 hrsg. v. A. D. Klarmann. Frankfurt a.M.: 1953, S.70.

51 Werfel, Franz: Ein Ulan. In: Zeit-Echo. Ein Kriegs-Tagebuch für Künstler. München: Graphik-Verlag, Heft 3 1914, S. 26f.

52 Scheler, Max: Der Genius des Krieges und der Deutsche Krieg. Leipzig: Verlag der weissen Bücher, 1915, S.104.

53 So etwa, wenn er als Grund für die erbitterte Kampfbereitschaft der europäischen Völker den Hunger nennt: für zahlreiche Existenzen – Landstreicher, gestrandete Intellektuelle – bedeute der Kriegsausbruch „sicheres Brot, Nachtlager und Familienversorgung auf Jahre hinaus.“ Ebenso fragwürdig wie generös heißt es in Euripides oder über den Krieg (Dez.1914): „Die Väter schicken „die Jungen in den Krieg, um ihr eigenes Laster zu retten. [...] Die Staaten alle sind das Sinnbild der alten Männer“. In: Werfel: Die Dramen. Gesammelte Werke. hg. v. Adolf D. Klarmann, Frankfurt a.M.: Fischer-Verlag, Bd.2,1959, S.395.

54 Jasper, Willi: Deutsch-Jüdischer Parnass. Literaturgeschichte eines Mythos. Berlin: Propyläen-Verlag 2005, S.224.

55 Neue Bilderbogen und Soldatenlieder. Herausgegeben zu Gunsten der Kriegspatenschaft.Wien: Artoria o.J. (1917) o.S.

56 Jungk, 1987, S.89.

57 Kraus, Karl: Ich und das Ichbin. In: Kraus (Hg.): Die Fackel, Nr. 484-498, Wien: Okt. 1918, 97f.

58 Sudhoff, Dieter: Der Dichter des Tages oder die Last der Welt. Über Leben und Werk von Franz Janowitz. In: Armin Wallas/ Klaus Amann (Hg.): Expressionismus in Österreich. Wien: Böhlau-Verlag, 1994, S.253-274, S.267.

59 Feldbrief Janowitz an Karl Kraus in: Janowitz, Franz: Auf der Erde und andere Dichtungen, hrsg. v. Dieter Sudhoff. Innsbruck: Haymon-Verlag 1992, S.152.

60 Ebd., S.80.

61 Janowitz: Noah. In: ebd., S.77.

62 Ebd., S.139.

 


© Ekkehard W. Haring; Praesens Verlag Wien; Fotos: praesens.at; wikipedia.org; Der Kriegslyriker: Die Muskete, 

17.12.1914, S. 92

 

s. auch: Brod und die Moderne, Ekkehard W. Haring (über die Kafka-Rezeption in der DDR)

 

Die Dichter und der Krieg – Deutsche Lyrik 1914 -1918, herausgegeben von Thomas Anz und Joseph Vogl, Reclam Verlag, Stuttgart 2014, 103 Seiten, 4 Euro.

 

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