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Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945

 



Bd. 5: West- und Nordeuropa 1940 - Juni 1942
Bearbeitet von Michael Mayer, Katja Happe und Maja Peers
Oldenbourg Verlag, München 2012
880 Seiten, gebunden, Euro 59,80





Herausgegeben im Auftrag des Bundesarchives, des Instituts für Zeitgeschichte, des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und des Lehrstuhls für Geschichte Ostmitteleuropas an der Freien Universität Berlin von Susanne Heim, Ulrich Herbert, Michael Hollmann, Hans-Dieter Kreikamp, Horst Möller, Gertrud Pickhan, Dieter Pohl und Andreas Wirsching.

Im Mai 1940 überfiel die Deutsche Wehrmacht die Staaten Nord- und Westeuropas und besetzte sie weitgehend. Einheimische und die bis zu diesem Zeitpunkt nach Norwegen, in die Niederlande, nach Belgien, Luxemburg oder Frankreich geflüchteten Juden fielen jetzt unter deutsche Herrschaft. 1942 waren die Juden in allen Ländern Westeuropas zum Tragen des "Judensterns" verpflichtet, Zwangsarbeit war für Juden die Regel. In Frankreich und Luxemburg hatten die Deportationen in die Gettos und Vernichtungslager bereits begonnen, in den anderen Ländern standen sie unmittelbar bevor.
Dieser Band dokumentiert für die Zeit vom deutschen Einmarsch bis Mitte 1942 die schrittweise Entrechtung der Juden, ihre Isolation und die Zerstörung ihrer Existenzgrundlage mittels Berufsverboten und Enteignung. In Briefen und Tagebüchern schildern die verfolgten Juden das Leben unter deutscher Besatzung und die Versuche, diesem Leben durch Emigration doch noch zu entkommen. Die Dokumente zeigen, wie sich jüdische Organisationen bemühten, die Auswirkungen der Verfolgung zu mildern, und wie deutsche Machthaber aber auch einheimische Kollaborateure das Leben der Juden immer stärker reglementierten und jeden Widerstand zu ersticken suchten.


 

 

Leseprobe


 

Norwegen


Der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD berichtet dem Reichssicherheitshauptamt am 3. Juli 1941 über Angriffe auf Geschäfte von Juden(1)


Tagesrapport Nr. 2 (geheim) des BdS, gez. i.V. SS-Obersturmbannführer und Oberstleutnant der Polizei Fehlis, an das RSHA vom 3.7.1941
[…] (2)
6. Besondere Vorkommnisse.
In der Nacht zum 2.7.41 wurden in mehreren jüdischen Geschäften in Oslo Schaufensterscheiben eingeworfen. Die Täter wurden durch die norwegische Polizei bisher nicht ermittelt. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, daß die Handlung als Demonstration gegen jüdisch-kommunistische Kreise in Oslo gedacht ist und als Täter Hirdangehörige in Frage kommen dürften. Bereits am 27.6.41 sind 7 Schaufensterscheiben in einem jüdischen Geschäft in der Bogstadveien in Oslo zertrümmert worden. In einer Presseveröffentlichung vom 4.6.41 weist die Nasjonal Samling darauf hin, daß Einzelaktionen politischen Charakters verboten sind und die Parteileitung Parteiangehörige zur Verantwortung ziehen wird, die entgegen diesem Verbot Einzelaktionen ausführen. (3)
Der Pastor Arne Fjellbu schildert am 11. November 1941 in seinem Tagebuch die Verhaftung von Juden in Trondheim(4)

Tagebuch von Arne Fjellbu, Eintrag vom 11.11.1941

Weiteres über die Juden.
11. November. Studienrat Mendelsohn(5) war bei mir, um mich darüber zu informieren, dass die Staatspolizei zwei jüdische Geschäfte geschlossen hat und nazistische kommissarische Verwalter eingesetzt worden sind.(6) Einer der Inhaber der Geschäfte, Abrahamsen, war mit seiner Familie nach Schweden geflohen, doch sowohl der alte Klein(7) als auch einer seiner Söhne sind verhaftet worden. Er hatte den starken Eindruck, dass die Judenverfolgungen nun in vollem Umfang einsetzen würden.(8) So gut wie alle Juden in Tromsø und Narvik befinden sich bereits hinter Schloss und Riegel.(9) Er war voll Unruhe, dass sein alter Vater(10) auch verhaftet werden könnte. Ich bat ihn, mich auf dem Laufenden zu halten. Am Samstag erhielt ich Nachricht, dass der alte Mendelsohn nun festgenommen worden ist, ebenso einer seiner Söhne.(11) Einem weiteren Sohn war es gelungen zu fliehen.(12) Der Lehrer befindet sich noch auf freiem Fuß. Im Laufe des Vormittags kam seine junge Frau zu mir.(13) Sie war blass, wirkte aber gefasst. Sie erzählte mir, sie habe sich lange darauf vorbereitet, dass auch ihnen etwas zustoßen könnte. Ihre Glaubensgenossen in Deutschland hätten ja nun schon seit fast neun Jahren leiden müssen. Es sei nicht so schlimm, wenn die Deutschen ihnen das meiste raubten, das sie besaßen, - wenn sie es nur erleben dürften, wieder als freie Menschen in einem freien Land zu leben. Es gebe ihr jedoch viel Kraft, dass nicht nur die Juden verfolgt würden, sondern sie in ihrem Leid mit ihren christlichen Freunden zusammenstünden. Ich sandte einen Bericht über die Lage der Juden an Berggrav.
Nach der Hochmesse am Sonntag kam Redakteur Torp(14) zu mir. Er hatte am Morgen per Reichstelefon aus Oslo die Nachricht erhalten, dass sein Schwager Rolf Lea(15) zusammen mit 11 weiteren Personen um 9 Uhr zum Tode verurteilt worden ist. Er bat mich, bei Berggrav anzurufen und ihn zu fragen, ob es ihm möglich sei, eine Begnadigung für Lea zu erwirken. Ich rief Berggrav um die Mittagszeit an. Aufgrund von Fliegeralarm war die Verbindung eine Stunde gesperrt. Er war bereits orientiert und wollte zusammen mit einem Anwalt sehen, was sich machen lasse.

Niederlande


P.D. Sondervan schildert am 26. Februar 1941 in ihrem Tagebuch ihre Eindrücke vom Februarstreik(16)


Handschriftl. Tagebuch von Petronella Diderika Sondervan,(17) Eintrag vom 26.2.1941
Ich glaube, dass jetzt ein neues Zeitalter in der niederländischen Geschichtsschreibung angebrochen ist, denn was gerade in Amsterdam passiert, übertrifft die schlimmsten Erwartungen. Oder sollte man es eine Wiederholung der Geschichte nennen?
Samstag oder Sonntag hat es begonnen. Da ist die Grüne Polizei ins Judenviertel gezogen und hat die Juden aus ihren Häusern gezerrt. Die Männer zwischen 20 und 35 wurden unter Misshandlungen auf Lastwagen geladen und abtransportiert. Wohin, weiß Gott allein. Man sagt, nach Castricum in die Konzentrationslager,(18) und von da aus zur Zwangsarbeit nach Deutschland.
Das schreibt sich so leicht hin, aber die Dinge, die sich dabei wohl abgespielt haben, müssen so menschenunwürdig gewesen sein, dass einigen aus dem Büro, die sie beobachten konnten, übel wurde davon. Sie sollen die Juden auf der Haarlstraat(19) barfuß haben marschieren und auf dem Waterlooplein eine Stunde knien lassen. Und die Misshandlungen. Sie wurden geschlagen und gestoßen, selbst jene, die sich gefügig zeigten. In anderen Fällen wurde der gesamte Hausrat zerstört, keine Tasse oder Untertasse blieb unversehrt.
Am Dienstag streikten in Amsterdam die Straßenbahn sowie die Stadtreinigung. Ihnen folgten zahlreiche Betriebe auf der gegenüberliegenden Seite des IJ,(20) Fokker und die Schiffsbaubetriebe sowie zahlreiche andere. Viele Geschäfte, wie De Bijenkorf, Hema und fast alle Geschäfte in der Ferd[inand] Bolstraat(21) blieben geschlossen. Alles aus Protest. Man sagt, dass die Arbeit nicht eher wiederaufgenommen würde, bis die Verfolgung der Juden aufhört. Zunächst fuhren auch die Fähren über das IJ nicht mehr, später haben sie ihren Betrieb wieder aufgenommen. Im Büro gab es auch einen Ansatz [zu streiken], es blieb allerdings beim Versuch, auch wenn er bereits ziemlich Form angenommen hatte.
Heute wurde gemeldet, dass es auf einigen Plätzen in Amsterdam zu Unruhen gekommen sei. Es soll mit Maschinengewehren geschossen worden sein, und Handgranaten seien geworfen worden. Die Streikenden und Passanten wollten die Straßenbahnen umkippen und die Fahrgäste, die drinsaßen, rausschmeißen (heute fuhren ab und zu wieder Straßenbahnen).
Man darf jetzt abends nach 7.30 Uhr nicht mehr aus dem Haus gehen und morgens nicht vor 8 Uhr.
In Haarlem und zu Hause(22) haben einige Betriebe die Arbeit niedergelegt. Morgen wird Utrecht streiken.
In den Zeitungen und im Radio kein Wort darüber, heute Abend nur die Nachricht, dass Streikende aus gewöhnlichen Betrieben mit zehn Jahren Gefängnis bestraft werden, solche aus Waffenfabriken mit der Kugel. Ich bin gespannt, wie und ob es weitergeht.

Der Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung beschreibt am 29. April 1942, wie entsetzt der Jüdische Rat auf die Einführung des Judensterns reagiert(23)

Bericht des BdS für die besetzten niederländischen Gebiete (IV B B.Nr. 1036/41), gez. Dr. Harster, Den Haag, an den Generalkommissar für Justiz und Verwaltung, Dr. Dr. Wimmer (Eing. 1.5.1942), Den Haag, vom 29.4.1942(24)
Betr.: Einführung des Judensterns.
Vorg.: -
Dem Judenrat wurde heute Nachmittag 16 Uhr eröffnet, daß er innerhalb der nächsten drei Tage die Kennzeichnung sämtlicher Juden mit dem Judenstern durchzuführen habe. Über die Einzelheiten dieses Vorgangs teilt der Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung folgendes mit:
"Auftragsgemäß wurden am 29.4.42, um 16 Uhr die Vorsitzenden des jüdischen Rates, A.) Asscher – B.) Cohen zur Zentralstelle für jüdische Auswanderung bestellt. Durch SS-Hauptsturmführer Aus der Fünten wurde ihnen eröffnet, daß die Kennzeichnung (Judenstern) durchzuführen sei. Es wurde darauf hingewiesen, daß in der heutigen Abendpresse die Veröffentlichung erscheint und drei Tage nach der Bekanntgabe in Kraft tritt. Nach dieser Mitteilung waren Asscher sowie Cohen völlig sprachlos. Man hat scheinbar nicht mit dieser Maßnahme gerechnet. Dann erklärten sie, nämlich Asscher und Cohen, daß es keine angenehme Mitteilung für die Judenschaft sei, sie persönlich seien jedoch stolz darauf, den Stern zu tragen und würden somit Ehrenbürger der Niederlande. Weiter fragte Cohen, warum die Farbe des Sternes gerade gelb sei. Es sei ja die Farbe der Erniedrigung für das Judentum.(26) SS-Hauptsturmführer Aus der Fünten antwortete darauf, daß diese Farbe der Deutlichkeit halber gewählt worden sei und der Stern auch in Deutschland dieselbe Farbe habe. Dann wurden dem Judenrat die Sterne zur Verfügung gestellt (569 355 Stück).(27) Die Verteilung der Sterne wurde dem Judenrat übertragen, worauf dieser jedoch die Einwendung machte, die Durchführung innerhalb drei Tagen sei zu kurz. Es wurde darauf hingewiesen, daß dieser Termin unbedingt einzuhalten sei. Weiter wurde gefragt, ob seitens des Judenrats eine Veröffentlichung in der Tagespresse erscheinen dürfe. Dieses wurde abgelehnt. Nachdem Cohen äußerte, es sei doch eine furchtbare Maßnahme, sagte Asscher wörtlich: Es wird nicht lange dauern, ein-zwei Monate, bis der Krieg abgelaufen ist, und wir sind frei! Insgesamt kann gesagt werden, daß der Judenrat versuchte, scharf gegen die Einführung des Sterns zu protestieren. So äußerte sich Cohen wie folgt: 'Sie werden unsere Gefühle verstehen, Herr Hauptsturmführer, es ist ein schrecklicher Tag in der Geschichte der Juden in Holland!'"

Belgien

Edith Goldapper berichtet über ihre Flucht aus Belgien nach Frankreich in der zweiten Juniwoche 1940(28)

Handschriftl. Tagebuch von Edith Goldapper,(29) Einträge vom 10.5.1940 bis Mitte Juni 1940
Jawohl, es ist der 10. Mai 1940, der Krieg in Belgien hat angefangen. So schrecklich das auch klingen mag, es ist Tatsache! Eine Panik herrscht bei uns.(30) Bei jedem Alarm, den man aus Ruisbroek oder Brüssel hört, stürzen wir in den Keller. In jeder Freizeit versuchen wir einen Schützengraben herzustellen. Auch der gelingt, und er wird von uns benützt. Mittlerweile versucht Frau Frank,(31) ob [es] nicht irgendwie eine Möglichkeit gäbe, dass wir flüchten könnten. Es ist der 14. Mai. Unsere Sachen müssen schnell gepackt sein, denn bald müssen wir am Bahnhof von Schaerbeek sein. Leider dürfen wir nicht mehr als zwei Aktenmappen mitnehmen. Gerade das Nötigste hinein und viel angezogen. Meine restlichen zwei Koffer stelle ich zum Teil gepackt wieder auf den Boden zurück. Mittlerweile ist es 4 Uhr nachmittags geworden. Alle stehen wir bewaffnet mit unserem spärlichen Gepäck am Haustor. Samt Mme. Frank und Mlle. Lea(32) sind wir ungefähr 35 Personen. Ach, es ist ein trauriger Anblick, wie wir alle zur Tram marschieren und von unserem geliebten Home Général Bernheim(33) Abschied nehmen müssen. In Anderlecht angekommen, gehen wir erst ins Jugendheim und holen die Jungens ab, deren Direktor Monsieur Gaspard Deway(34) ist. Mit denen zusammen ziehen wir nach Schaerbeek zu. In den Zug können wir erst um 11 Uhr nachts einsteigen, so müssen wir uns noch 5 Stunden auf dem vollgepfropften Bahnhof abquälen. Endlich bekommen wir Platz und zwar in einem herrlichen Viehwagen. Ein Waggon für die Jungens, ein anderer für uns. Langsam setzt sich der Zug in Bewegung. Wir fahren irgendwohin, ins Ungewisse, keine Ahnung, in welches Land! Von zu Hause haben wir genügend Proviant zum Essen mitgenommen, so daß wir diesbezüglich nichts zu befürchten haben. Außerdem gibt es überall in jeder Stadt, wo wir halten, gute Leute, die uns zu essen bringen. So sind wir schon 1½ Tage unterwegs, haben aber auch schon erfahren, daß wir nach Frankreich fahren. Toiletten gibt es in unserem herrlichen Waggon nicht, so ist das eine der schwierigsten Fragen, die zu lösen ist. Aussteigen kann man sehr schwer, denn der Zug hält in sehr komischen Abständen. In der Nacht mache ich kaum ein Auge zu. Besonders heute nacht, wo wir in Abeville,(35) in der Nähe von Dieppe, waren und ein großes Bombardement hatten. Jetzt sind wir in Dieppe. Lange haben wir hier Aufenthalt. Man stellt fest, daß ein Zug nach uns beschädigt worden ist. Auch aus dieser Aufregung kommen wir gut durch.
4 Tage und 4 Nächte sind wir schon unterwegs, aber nun auch am Ziel. Wir haben Toulouse erreicht. Hier steigen wir aber nicht aus. Etwas weiter in Villefranche-Louraguais.(36) Von hier aus führt uns ein Autobus weiter nach Seyre par Nailloux.(37) In einem Schloß würden wir untergebracht werden, sagt man uns.(38) Aber wie groß ist nun die Enttäuschung, da wir ein altes zerfallenes Haus erblicken. Das Schloß allerdings ist 10 Minuten weiter, aber nicht für uns bestimmt. Wir betreten das Haus: kein Tisch, kein Stuhl, kein Bett. Eine richtige Wüste. Unsere Sachen legen wir in eine Ecke, und dann versuchen wir bei dem Bauern von gegenüber etwas Holz zu bekommen. Bald haben unsere Jungens einige Tische und Bänke gezimmert, und wir können das Abendbrot einnehmen, das uns die Bauern bringen. In verschiedenen anderen Zimmern legt man Stroh hinein. Dort werden wir dann schlafen. So bleiben wir ungefähr 3 Wochen. Dann bekommen wir Bretter und die Jungens stellen Betten her. Es ist alles sehr primitiv, aber wir sind ungeheuer glücklich.
[…](39)

Steeds Vereenigd - Unis Toujours: Artikel von Ende Mai 1941 über Plünderungen und Überfälle auf Juden in Antwerpen(40)
Ein Beispiel der Neuen Ordnung
Am Ostermontag bekamen die Antwerpener Bürger ein Beispiel der Neuen Ordnung zu sehen.
Eine bunte Horde von Landesverrätern, die sich aus VNVern, SS-Männern(41) und Rexisten zusammensetzte, zog durch die Straßen des Judenviertels unserer Stadt.(42) "Weg mit den Juden" skandierend, überfielen sie unbescholtene Bürger in ihren Wohnungen und raubten, was sich versetzen ließ. Was sie nicht mitnehmen konnten, wurde demoliert.
Diese Vollzieher der Neuen Ordnung werden von Lehrmeistern unterstützt, die diese schmutzige Arbeit bereits in ihrer Heimat vollbracht haben. Sie verhielten sich wie die Vandalen aus der Spanischen Zeit  oder die Normannen  und verschonten nichts.
Verschiedentlich legten sie Feuer, die von unseren Feuerwehrleuten gelöscht wurden. Synagogen und Häuser wurden geplündert und gingen in Flammen auf. Unter Schreien und wilden Flüchen zerschlugen diese neuen Kulturmenschen Türen und Fensterscheiben. Dass sie einzig auf Plündern aus waren, bewiesen Rufe wie "hier ist nichts zu finden" oder "hier gibt's nichts zu holen".
Die Parteiführer verfolgten das Schauspiel wohlwollend, ohne sich jedoch dabei die Hände schmutzig zu machen. Und unsere Bürgerwehr und Polizei schienen völlig außerstande, dem Plündern Einhalt zu gebieten, sondern ließen die Banditen in aller Ruhe ihr Werk verrichten.
Ihr Vorwand, dass es sich nur um "schmutzige Juden" handelt, bei denen eingebrochen wird, ist, lieber Leser, nun wirklich eine Ausrede. Ist bei den Juden nämlich alles geholt, folgen wir echten Belgier.
Wenn wir das aber alles so hinnehmen, sollten wir uns schämen, Flamen zu sein. Aber die Vergeltung wird nicht ausbleiben.
Die Rache wird ebenso grausam sein.
Liebe Leser, denkt jetzt nicht, wir Belgier würden nun für die Juden Partei ergreifen. Weit gefehlt. Und dennoch: Auch ein Jude ist ein Mensch.
Weg mit den Juden, schreien sie. Würde man logisch denken, müsste man sich fragen, wo die Juden denn hinkönnen? Wenn sie die Juden loswerden wollen und die Deutschen wollen das ebenfalls, dann ginge das auch einfacher und menschlicher.
Aber das ist nicht im Sinne der Neuen Ordnung, denn alles, was menschlich ist, hat ausgedient.
So allmählich können wir uns also eine Vorstellung machen von der Neuen Ordnung und den Theorien ihres Führers und Erfinders: Adolf Hitler.
Lasst uns hoffen, dass all dem Elend schnell ein Ende bereitet wird und der Tag der Erlösung bald anbrechen möge. Es wird ein Tag der Rache sein. Oh weh, Ihr Landesverräter, die Ihr nun Euer bösartiges Werk unter dem Schutz der Besatzer verrichtet, oh weh, die Rache wird kommen!!!
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(1) Original nicht aufgefunden; Kopie: NRA, Reichskommissariat, Der Höhere SS- und Polizeiführer Nord (IX): series SIPO und SD, supplement box 2. Abdruck in: Dahm/Sandberg/Larsen (Hrsg.), Meldungen aus Norwegen (wie Dok. 7, Anm. 1), S. 322.
(2) Bericht über 1. Allgemeine Widerstandsbewegung, Sabotage, Terror und 2. Kommunisten und Marxisten. 3.-5. "Fehlanzeige".
(3) Eine Notiz über dieses Verbot findet sich in Aftenposten vom 3.7.1941, S. 1: "NS forbyr sine medlemmer politiske enkeltaksjoner" ("NS verbietet ihren Mitgliedern politische Einzelaktionen").
(4) Abdruck in: Arne Fjellbu: Minner fra Krigsårene (wie Dok. 8, Anm. 1), S. 123. Der Eintrag wurde aus dem Norwegischen übersetzt.
(5) Oskar Mendelsohn (1912-1993), Lehrer; Sekretär der Jüdischen Gemeinde Trondheim; 1938-1942 Lehrer in Trondheim; 1942 Flucht nach Schweden, bis Kriegsende Gymnasiallehrer in Uppsala; 1945-1948 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Oslo. Verfasser von "Jødenes historie i Norge: gjennom 300 år", 2 Bände, Oslo u.a. 1987.
(6) Die Familie Abrahamsen besaß insgesamt drei Geschäfte, die am 21.10.1941 beschlagnahmt und unter neuer Leitung zwei Wochen später wieder eröffnet wurden, siehe Dok. 16 vom Nov. 1941. Zur Flucht von Heiman Abrahamsen (1904-1994) und seiner Familie nach Schweden siehe Dok. 17 vom 22.11.1941.
(7) Henoch Klein (1876-1947), Textilhändler; war 1896 aus Litauen nach Norwegen eingewandert; von 1938 an Vorstandsmitglied der Synagoge von Trondheim. Das von ihm gegründete Bekleidungsgeschäft wurde am 3.11.1941 unter kommissarische Verwaltung gestellt, er selbst zusammen mit seinem ältesten Sohn Josef (*1904), Fabrikant, zunächst im Vollan-Gefängnis inhaftiert; Josef Klein wurde am 11.12.1941 in das SS-Strafgefangenenlager Falstad überstellt und konnte am 15.1.1943 aus dem Gefängnis Bredtveit (Oslo) fliehen.
(8) Nach seiner Versetzung von Bergen nach Trondheim im Okt. 1941 hatte der KdS Gerhard Flesch (1909-1948) die Ausgrenzung und Verhaftung von Juden in seinem Zuständigkeitsbereich stark forciert. In anderen Gebieten Norwegens wurde das Eigentum von Juden erst ab Okt. 1942 systematisch beschlagnahmt.
(9) Im Juni 1941, nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion, waren bereits norweg. und staatenlose Juden in Nordnorwegen verhaftet und interniert worden, siehe Dok. 10 vom 23.6.1941.
(10) Aron Mendelsohn (1871-1943), Unternehmer; geb. in Litauen, 1894 nach Norwegen immigriert; Mitbegründer der Jüdischen Gemeinde Trondheim; er konnte vor der Beschlagnahme der Synagoge Thorarollen und einen Teil der Bücher der Jüdischen Gemeinde retten; am 25.11.1942 verhaftet, am 24.2.1943 nach Auschwitz deportiert, dort am 3.3.1943 umgekommen.
(11) Henrik Mendelsohn (1896-1944), Textilfabrikant; das familieneigene Geschäft wurde am 7.11.1941 beschlagnahmt und unter kommissarische Verwaltung gestellt, Henrik Mendelsohn an diesem Tag und erneut am 26.10.1942 verhaftet, am 24.2.1943 nach Auschwitz deportiert; dort kam er im Frühjahr 1944 um.
(12) Isak Mendelsohn (1900-1973), Textilfabrikant; übernahm 1923 eine der väterlichen Textilfabriken in Trondheim; floh im Nov. 1941 nach Schweden; nach Kriegsende kehrte er zurück und führte die Firma mit der Witwe seines Bruders Henrik weiter.
(13) Sussi Mendelsohn (1910-1995); seit 1938 verheiratet mit Oskar Mendelsohn.
(14) Vermutlich Harald Torp (1890-1972), Journalist; 1927-1969 Chefredakteur der Trondheimer Tageszeitung Adresseavisen, 1941 von den deutschen Behörden abgesetzt.
(15) Rolf Lea (1891-1941), Volkswirt; Direktor des Zentralverbandes der Seeversicherer (Sjøassurandørernes Centralforening); während des Krieges Leiter einer militärischen Nachrichtenorganisation in Oslo; wurde am 26.11.1941 hingerichtet, weil er angeblich einen Flüchtlingstransport auf die Shetlandinseln organisiert hatte.
(16) NIOD, 244/141. Das Dokument wurde aus dem Niederländischen übersetzt.
(17) Petronella Diderika Sondervan (1905-1991), Bankangestellte; arbeitete in der Reichsversicherungsbank in Amsterdam.
(18) Ein Lager in Castricum (südwestlich der Stadt Alkmaar) ist nicht bekannt, vermutlich meint die Autorin das Lager Schoorl, nordwestlich von Alkmaar, in das die Verhafteten vor ihrer Deportation nach Buchenwald und Mauthausen gebracht wurden.
(19) Diese Straße existiert in Amsterdam nicht; gemeint sein könnte die Haarlemmerstraat in Bahnhofsnähe.
(20) Nördlich des IJ liegen viele Industriegebiete Amsterdams.
(21) Belebte Einkaufsstraße im Viertel De Pijp mit Filialen der großen Warenhäuser De Bijenkorf und Hema.
(22) Sondervan lebte in Bussum, einer kleinen Stadt nördlich von Hilversum.
(23) NIOD, 020/1507. Abdruck als Faksimile in: L.Ph. Polak, Documents of the persecution of the Dutch Jewry, Amsterdam 1969, S. 54 f.
(24) Im Original handschriftl. Bearbeitungsvermerke.
(25) Ferdinand aus der Fünten.
(26) Die Farbe Gelb wurde schon vor dem 13. Jahrhundert in moslemischen Ländern zur Kennzeichnung von Juden benutzt.
(27) Jeder der 140 000 Juden in den Niederlanden bekam mehrere Judensterne. Alle Juden, die älter als 6 Jahre waren, mussten den Stern tragen.
(28) Original in Privatbesitz. Das Tagebuch entstand 1943/1944 in Frankreich und in der Schweiz. Der Eintrag stammt aus Buch I, S. 22-26. Teilweise abgedruckt in: Sebastian Steiger: Die Kinder von Schloß La Hille, Basel 1992, S. 87-101.
(29) Edith Goldapper Rosenthal, geb. Goldapper (*1924); aufgewachsen in Wien; gelangte im Dez. 1938 mit einem Kindertransport nach Belgien, lebte bis zur Evakuierung nach Frankreich im Mai 1940 in Kinderheimen und Pflegefamilien; 1940-1943 Aufenthalt in Südfrankreich in der Kinderkolonie im Schloss La Hille; im Dez. 1943 Flucht in die Schweiz; nach dem Krieg Emigration in die USA.
(30) Zu diesem Zeitpunkt lebte Edith Goldapper im Kinderheim "Général Bernheim" in Zuun (heute Teil der Gemeinde Sint-Pieters-Leeuw (franz. Leeuw-Saint-Pierre), südlich von Brüssel).
(31) Elka Frank (*1915); Flucht aus Deutschland nach Palästina, wo sie den Belgier Alexandre Frank heiratete; 1936 Rückkehr nach Brüssel; von 1939 an leitete sie das Kinderheim "Général Bernheim" bei Brüssel, nach dem deutschen Angriff begleitete sie ihre Schützlinge nach Südfrankreich, Betreuerin in der Kinderkolonie im Schloss La Hille; Flucht nach Spanien.
(32) Léa Gillis; Lehrerin.
(33) Das Kinderheim wurde Anfang 1939 auf Initiative des Komitees zur Unterstützung jüdischer Flüchtlingskinder eröffnet und beherbergte etwa 35 Mädchen. Es war benannt nach dem Generalinspekteur der Infanterie der belg. Armee, Louis Bernheim (1861-1931).
(34) Richtig: Gaspard Dewaay (1910-1989), Sportlehrer und Straßenbahnschaffner; von Jan. 1939 an Leiter des Kinderheims "Herbert Speyer" in Anderlecht, begleitete im Mai 1940 gemeinsam mit seiner Frau Lucienne die Heimkinder nach Südfrankreich und betreute sie bis zu seiner Rückkehr nach Belgien im Sept. 1940.
(35) Richtig: Abbeville (Dep. Somme).
(36) Richtig: Villefranche-de-Lauragais (Dep. Haute-Garonne).
(37) Der Ort Seyre liegt im Dep. Haute Garonne.
(38) Siehe Dok. 153 vom 16.7.1940.
(39) Im weiteren Verlauf des Tagebuchs berichtet Edith Goldapper über die Verlegung der Kinder in das Schloss La Hille und das Leben dort sowie über ihre Flucht in die Schweiz.
(40) Steeds Vereenigd - Unis Toujours, voor een vrij België - pour une Belgique libre (Für immer vereint), Nr. 4, S. 8. Das Dokument wurde aus dem Niederländischen übersetzt. Der Artikel ist undatiert, aus dem Inhalt geht jedoch hervor, dass er Ende Mai 1941 entstanden ist. Von Jan. 1941 an erschienen insgesamt 80 Ausgaben der illegalen Zeitung mit einer Auflage von bis zu 3000 Exemplaren. Die zunächst unabhängige Zeitung entwickelte sich zu einem Organ der liberalen Widerstandsgruppe Witte Brigade, die im Raum Antwerpen eine wichtige Rolle spielte.
(41) Gemeint ist hier die Allgemeine SS Flandern, die im Nov. 1940 auf Veranlassung Himmlers gegründet wurde und im Okt. 1942 in der Germanischen SS Flandern aufging. 
(42) Am 14.4.1941 zogen Mitglieder verschiedener judenfeindlicher Organisationen nach einer Vorführung des Films "Der ewige Jude" durch Antwerpen, warfen Schaufenster ein und setzten zwei Synagogen in Brand. Einen Ausgleich für die entstandenen Schäden erhielten die betroffenen Geschäftsleute nicht.
(43) Siehe Dok. 149 vom Mai 1940, Anm. 15.
(44) Die Normannen waren im Frühmittelalter berüchtigt für ihre Raubzüge und Plünderungen.

Durch die Verordnung des Militärbefehlshabers in Belgien und Nordfrankreich vom 22. April 1942 fällt das Vermögen der deutschen Juden in Belgien an das Deutsche Reich(45)

Verordnung über den Verfall des Vermögens von Juden zu Gunsten des deutschen Reiches, vom 22. April 1942.(46)
Auf Grund der mir erteilten Ermächtigung verordne ich für Belgien und Nordfrankreich folgendes:
§ 1
Gemäß § 2 der Elften Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941 (Reichsgesetzblatt Teil I, S. 722) hat ein Jude die deutsche Staatsangehörigkeit verloren, wenn er zum Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Verordnung, das ist am 27. November 1941, seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland hatte. Er verliert die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn er nach diesem Zeitpunkt seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland nimmt, mit der Verlegung des gewöhnlichen Aufenthaltes ins Ausland.
§ 2
(1) Das Vermögen des Juden, der die deutsche Staatsangehörigkeit nach Maßgabe der Elften Verordnung zum Reichsbürgergesetz verliert, verfällt mit dem Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit dem Deutschen Reich. Dem Deutschen Reich verfällt ferner das Vermögen der Juden, die bei dem Inkrafttreten der Verordnung staatenlos gewesen sind und zuletzt die deutsche Staatsangehörigkeit besessen haben, wenn sie ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland haben oder nehmen.
(2) Der Militärverwaltungschef kann für das in Belgien und Nordfrankreich befindliche Vermögen Ausnahmen von dem Vermögensverfall zulassen.
§ 3
Das Deutsche Reich haftet für die Schulden eines Juden, dessen Vermögen dem Deutschen Reich verfällt, nur bis zur Höhe des Verkaufswertes derjenigen Sachen und Rechte dieses Juden, die in die Verfügungsgewalt des Deutschen Reiches gelangt sind. Rechte an den auf das Deutsche Reich übergegangenen Gegenständen bleiben bestehen.
§ 4
Forderungen gegen das verfallene Vermögen sind innerhalb von 6 Monaten nach Inkrafttreten dieser Verordnung oder bei einem späteren Eintritt des Vermögensverfalls innerhalb von 6 Monaten nach diesem späteren Zeitpunkt bei dem Militärverwaltungschef anzumelden. Die Befriedigung von Forderungen, die nach Ablauf dieser Frist geltend gemacht werden, kann ohne Angabe von Gründen abgelehnt werden.
§ 5
(1) Die Feststellung, ob die Voraussetzungen für den Vermögensverfall vorliegen, trifft im Zweifelsfall der Militärverwaltungschef.
(2) Die Verwaltung und Verwertung der verfallenen Vermögen obliegt innerhalb von Belgien und Nordfrankreich dem Militärverwaltungschef.
§ 6
Diese Verordnung tritt mit ihrer Verkündung in Kraft.
Der Militärbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich.(47) 

Luxemburg


Das Konsistorium der Israelitischen Kultusgemeinde nimmt am 16. September 1940 Stellung zu den Plänen, alle Juden innerhalb von vierzehn Tagen aus Luxemburg zu vertreiben(48)


Denkschrift des Konsistoriums der Israelitischen Kultusgemeinde,(49) ungez., vom 16.9.1940(50)
Am Donnerstag, den 12. September 1940 wurde Herr Oberrabbiner Dr. Robert Serebrenik(51) durch Offiziere der Sicherheitspolizei angewiesen, alle in Luxemburg ansässigen Juden innerhalb von 14 Tagen zur Auswanderung zu bringen, andernfalls sie nach Ablauf dieser Frist mit Sammeltransporten weggeschafft würden.(52)
Diese Mitteilung wurde am Freitag, den 13. September 1940 einer Abordnung des Israelitischen Konsistoriums im Verlauf einer Aussprache wiederholt und auf die strikte Einhaltung des Termins von 14 Tagen hingewiesen.
Sollte diese Maßnahme zur Ausführung gelangen, so würde sie einer Austreibung gleichkommen, die in der Geschichte ohne Präzedenzfall ist, und hier eine Judenschaft treffen, die Luxemburg als einem selbständigen und neutralen Staatswesen stets angehörte und nun völlig schuldlos einer Behandlung unterworfen würde, die keinem anderen gegenüber in dieser Schärfe und Integralität angewandt worden ist.
Im Deutschen Reich ist seit 1933 die Auswanderung gefördert worden, wobei alle sich im Frieden bietenden Möglichkeiten ausgenutzt wurden.(53) Gleiches gilt seit 1938 für die Ostmark und schließlich für das Protektorat Böhmen und Mähren. Infolge des Kriegsausbruches jedoch mußte die Weiterführung der durch die Gemeinden und Komités betriebenen Gesamtauswanderungsarbeit bis zum Friedensschluß eingestellt werden. Im Altreich leben derzeit noch 300 000 Juden, in der Ostmark ungefähr 80 000 und im Protektorat 150 000.(54) Sie alle, deren Emigrationspläne durch den Kriegsausbruch vereitelt wurden, genießen auch heute den Schutz der deutschen Behörden. Erst nach Friedensschluß wird - nach Erklärung führender Persönlichkeiten des Reiches, wie sie vor einigen Wochen offiziell gemacht worden sind - das Judenproblem einer "endgültigen Lösung" ! durch gesteigerte Fortsetzung der organisierten Auswanderungsarbeit und Bereitstellung von überseeischen Siedlungsgebieten nähergebracht werden können.(55) 
Die Durchführung der gerade gegen die luxemburger Judenschaft mitten im Kriege ergriffenen Maßnahmen stellt darum, sowohl ihrem generellen Charakter nach als auch infolge der Zeitumstände, die luxemburgischen Kultusgemeinden vor ein schlechthin unlösbares Problem.
Dies nicht etwa deshalb, weil die Juden Luxemburgs den Sinn der Zeit und die Lage der Dinge nicht verstanden hätten. Im Gegenteil! Seit Wochen und bereits Monaten gehen die unaufhörlichen Bemühungen des Konsistoriums dahin, die Auswanderung zu fördern, die Umsiedlung zu beschleunigen, die ungezählten und vielfältigsten Hindernisse einer geordneten Emigration in mühevoller Kleinarbeit hinwegzuräumen.(56) Die Schwierigkeiten, die sich der Lösung dieses Problems entgegentürmen, sind nicht eigene, sondern fremde, äußere, die unsere zielbewußte Arbeit mit der Schwere höherer Gewalt lähmen: a) Nachdem die Verbindungen mit den Überseeländern, die allein für neue Einwanderungen aufnahmefähig sind, eine nach der anderen weggefallen sind, bleiben einzig und allein die Häfen Portugals offen. Die Einreise nach Portugal hinwiederum setzt den Besitz eines gültigen Überseevisums und den Nachweis einer Einschiffungsmöglichkeit in kürzester Frist voraus. - b) Die Konsulate der Vereinigten Staaten sowie fast aller anderen Überseeländer haben die Erteilung weiterer Visen für die Dauer des Krieges grundsätzlich eingestellt. - c) Schiffskarten können in Portugal nur mittels Devisen gekauft werden; weiter verlangen die meisten überseeischen Einwanderungsländer Vorzeige- und Landungsgelder in hohen Devisenbeträgen. Da Luxemburg dem Reich gegenüber Deviseninland ist, entstehen hieraus weitere, fast unüberwindliche Schwierigkeiten.(57)
Ungeachtet dessen hat das Konsistorium seit dem 10. Mai 1940 unaufgefordert mit allen verfügbaren legalen Mitteln gesucht, die Abwanderung im Rahmen der bestehenden, durch die Kriegsverhältnisse natürlicherweise beschränkten Möglichkeiten zu fördern. Abgesehen von der Einzelabwanderung nach Belgien und dem besetzten Gebiet Frankreichs, die in den letzten Wochen einen größeren Umfang angenommen hatte, verließ am 14. August 1940 ein 50 Menschen umfassender, von den deutschen Behörden bewilligter Transport Luxemburg mit dem Zwischenziele Portugal.(58) Herr Albert Nußbaum,(59) Vorsitzender der Israel. Kultusgemeinde Luxemburg, begleitete diesen Transport und hat im Zuge eingehender Verhandlungen mit den jüdischen Wanderungsstellen zu Lissabon die Möglichkeiten einer geordneten und legalen Auswanderung nach Überseeländern geprüft. Nach seiner Rückkehr am 9. September gingen wir daran, diese Arbeit in großzügiger und umfassender Weise zu organisieren und Dossiers für die Juden Luxemburgs anzulegen, die auf schnellstem Wege nach Lissabon verbracht werden sollten, um dort von den kompetenten Wanderungsbüros bearbeitet und nach und nach liquidiert zu werden.
Nach den in Lissabon gemachten Feststellungen bieten sich die nachstehenden Möglichkeiten: a) U.S.A. für einzelne durch Eingreifen der dort weilenden, Bürgschaft stellenden Verwandten in Zusammenarbeit mit den jüdischen Institutionen, b) Uruguay, Chile und andere südamerikanische Länder: für diese gilt das gleiche; c) Brasilien: hier kommt eine größere Anzahl landwirtschaftlich geschulter Kräfte in Betracht; d) Mozambique: bietet Ingenieuren Arbeitsmöglichkeiten; e) Kongo: als Bestimmungs- oder Durchgangsland für Personen, die 10 000 belgische Franken vorweisen können; f) Palästina: auf dem Wege der Anforderung durch dort selbst wohnende Verwandte; usw. - Alle diese Möglichkeiten werden, sobald die Dossiers in Lissabon sind, genauestens geprüft und nach Lage des einzelnen Falles jeweils verwirklicht werden.(60)
Diese geregelte und zielbewußte Arbeit, die einer großen Zahl in Luxemburg wohnender Juden die legale Auswanderung und den Neuaufbau ihrer Existenz in Überseeländern zu beschaffen geeignet ist, läuft nun Gefahr, unter dem Druck der drohenden Zwangsfortbringung im Keime erstickt und völlig zunichte gemacht zu werden!
Und dabei stellt diese Arbeit nur einen Teil dessen dar, was das Konsistorium an Anstrengungen zur Betreibung der Abwanderung neuestens unternommen hat!
Wie das Konsistorium schon bisher unaufgefordert seinen guten Willen bei der Organisierung der Emigration unter Beweis gestellt hat, so ist es auch weiter bereit und befähigt, dies in verstärktem Maße und in großzügiger Weise zu tun. Schon haben sich hunderte Glaubensgenossen gemeldet, die - sobald sie im Besitze der Passagierscheine und von der Devisenstelle, bzw. dem Devisenschutzkommando abgefertigt sind - ihre Ausreise teils nach Belgien, teils nach dem besetzten oder dem unbesetzten Frankreich antreten werden, wo sie einerseits bei Verwandten einen Rückhalt, andererseits durch Auswertung dort liegender Guthaben die Möglichkeit kümmerlichen Lebens für eine Übergangszeit finden könnten. Schließlich werden ungefähr 200 Personen dieser Tage in den Besitz von Visen für die Dominikanische Republik gelangen und nach Überprüfung ihrer Einschiffungsmöglichkeiten Zwischenaufenthalt in Portugal nehmen können.
Mitten in diesen umfassenden Bemühungen trafen uns die Mitteilungen vom 12. und 13. September 1940 wie ein Donnerschlag. Die ganze organisatorische Tätigkeit des Konsistoriums ist durch die drohende Ausführung jener Maßnahme über den Haufen geworfen worden. An die Stelle einer geordneten Arbeit trat Panik, die Arbeitskraft und Entschlußfähigkeit jedes einzelnen sind gelähmt!
[…]

Der SD-Führer des Einsatzkommandos der Sicherheitspolizei und des SD in Luxemburg berichtet am 15. Juli 1941 über den Stand der Vertreibung und Verfolgung der Juden(61)

Meldungen aus Luxemburg (geheim), Einsatzkommando der Sicherheitspolizei und des SD in Luxemburg,(62) gez. i.A. SD-Führer Grünzfelder,(63) an den SD-Abschnitt Koblenz vom 15.7.1941
[…](64)
Auswanderung von Juden.
Vor dem 10. Mai 1940 befanden sich im Lande Luxemburg etwa 3800 Juden. Hiervon sind bis zum 1.7.1941 rund 3000 Juden ausgewandert, sodaß sich zur Zeit noch 796 Juden im Lande Luxemburg befinden.
Infolge der Schließung der amerikanischen Konsulate haben nur noch 79 Juden die Möglichkeit, nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika auszuwandern. Der Abtransport wird in den nächsten Tagen erfolgen. Etwa 20 Juden sind am 22.6.1941 im Zuge der Rußland-Aktion von dem Einsatzkommando der Sicherheitspolizei und des SD in Luxemburg festgenommen worden. Ihre Überführung in ein Konzentrationslager für die Dauer des Krieges ist bereits beantragt.(65) 
Über die Erschließung neuer Auswanderungsmöglichkeiten nach Übersee (Südamerika) schweben zur Zeit noch Verhandlungen in Berlin. Nach einem Erlaß des RSHA vom 21.6.1941(66) ist zur Zeit aus militärischen Gründen nicht mit einer Evakuierung der im Reich oder in den besetzten Gebieten ansässigen Juden nach Serbien, nach dem Balkan oder dem Generalgouvernement zu rechnen.
Die jüdische Kultusgemeinde in Luxemburg hat 305 Juden als altersschwach und krank gemeldet. Diese Juden werden zur Zeit auf ihre Transportfähigkeit hin amtsärztlich untersucht. Die amtsärztlich als nicht transportfähig bezeichneten Juden sind für eine Unterbringung in der jüdischen Irrenanstalt in Bendorf/Sayn(67) vorgesehen, die zur Zeit jedoch nur über 20 freie Betten verfügt. Bis zur endgültigen Überführung sollen die nicht transportfähigen Juden in den beiden jüdischen Altersheimen in Luxemburg geschlossen untergebracht werden.(68) Durch diese Maßnahme werden diese Juden bereits aus dem öffentlichen Verkehr in Luxemburg verschwunden sein.
In Luxemburg verbleiben außer den oben genannten angeblich altersschwachen und kranken Juden noch 425 arbeitsfähige Juden, die nicht auswanderungsfähig sind. Diese Juden sind zum Teil bereits im Arbeitseinsatz (Saarburg, Trier) eingesetzt.
Das Einsatzkommando der Sicherheitspolizei und des SD in Luxemburg beabsichtigt, diese 425 Juden einschl. ihrer Familienangehörigen in das SS-Sonderlager Hinzert zu überführen und sie dort in einen geschlossenen Arbeitseinsatz zu bringen, bis eine andere Evakuierungs- oder Auswanderungsmöglichkeit gegeben ist. Die Zustimmung des RSHA ist bereits beantragt.(69)
Mit dieser Regelung kann die Judenfrage in Luxemburg als gelöst angesehen werden.
Die Synagoge in Luxemburg-Stadt wird in den nächsten Tagen abgebrochen werden. Die Synagoge in Esch/Alzig - TB.(70) vom 10.6.1941(71) - [ist] bereits abgebrochen. An ihrer Stelle wird ein größerer Kinderspielplatz errichtet.
Das Einsatzkommando der Sicherheitspolizei und des SD in Luxemburg hat dem CdZ den Erlaß einer Verordnung über das Auftreten, die Kennzeichnung und das Verhalten der Juden in der Öffentlichkeit vorgeschlagen.(72) Diese Verordnung ist bis zur restlosen Durchführung der oben genannten Maßnahmen dringend erforderlich. Bereits im allgemeinen Teil des Lageberichts vom 8.7.1941(73) ist über das provozierende Auftreten der Juden im Norden von Luxemburg, insbesondere von Ettelbrück, über eine auffallende Annäherung der Juden an die deutschfeindlich gesinnte Geistlichkeit berichtet worden. Inzwischen konnte weiter festgestellt werden, daß die Juden auf dem Wochenmarkt und in allen Geschäften in Luxemburg ohne Unterschied Einkäufe machen. In der luxemburgischen Tagespresse ist deshalb noch einmal ausdrücklich unter Strafandrohung darauf hingewiesen worden, daß Juden nur in den Geschäften einkaufen dürfen, die eigens dazu bezeichnet worden sind. Nach einer weiteren Meldung legen die Juden in Ettelbrück in letzter Zeit ein anmaßendes Benehmen an den Tag. Die deutschbewußte Einwohnerschaft in Ettelbrück nimmt dagegen Stellung, daß sich die Juden noch in den öffentlichen Promenaden und Parks ergehen dürfen und daß es nicht möglich ist, sich an diesen Plätzen zu erholen, ohne [auf] Schritt und Tritt Juden zu begegnen.
[…](74)
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(45) VOBl-BNF, 73. Ausg., Nr. 3, S. 872 f. vom 24.4.1942.
(46) Die VO vom 22.4.1942 war die erste Maßnahme des MBF, die sich eigens gegen Juden deutscher bzw. ehemals deutscher Staatsangehörigkeit richtete. Ab dem 1.8.1942 oblag die Verwaltung der Finanzguthaben von deutschen Juden - wie die aller anderen Juden in Belgien - der Brüsseler Treuhandgesellschaft.
(47) Alexander von Falkenhausen.
(48) Original verschollen. Abdruck in: Paul Cerf, Longtemps j'aurai mémoire, Luxemburg 1974, S. 141-146.
(49) Das Konsistorium war seit der Unabhängigkeit Luxemburgs 1839 die offizielle Vertretung der Juden. Nach Auflösung aller jüdischen Institutionen musste es sich vom 15.4.1942 an Ältestenrat der Juden nennen.
(50) Nach Paul Cerf wurde die Denkschrift von Albert Nussbaum unterzeichnet und an die deutschen Besatzungsbehörden geschickt, eine Kopie sei an den Vorsitzenden der Verwaltungskommission von Luxemburg, Albert Wehrer, gegangen. Paul Cerf, L'étoile juive au Luxembourg, Luxemburg 1986, S. 235.
(51) Dr. Robert Serebrenik (1902-1965), Rabbiner; 1929-1946 Oberrabbiner von Luxemburg; ging im Mai 1941 ins Exil und gründete 1942 in New York gemeinsam mit anderen Flüchtlingen aus Luxemburg die Gemeinde Ramath Orah und das Luxembourg Jewish Information Office; er war langjähriges Mitglied des Jüdischen Weltkongresses.
(52) Auf Anordnung des CdZ Gustav Simon hatte der Gestapobeamte Paul Schmidt das Konsistorium aufgefordert, die nötigen Maßnahmen zur Ausreise aller Juden aus Luxemburg innerhalb von 14 Tagen zu ergreifen. Cerf, L'étoile juive (wie Anm. 3), S. 54.
(53) Zur Situation von Flüchtlingen, die aus dem Reich nach Luxemburg gelangten, siehe VEJ 2/271.
(54) Im Mai 1939 ergab eine Volkszählung, dass im Altreich noch 233 973 "Rassejuden" lebten; siehe VEJ 2, S. 48.
(55) Der Verfasser bezieht sich hier vermutlich auf den sog. Madagaskarplan, der im Sommer 1940 von AA und RSHA erarbeitet wurde und die Umsiedlung von vier Millionen Juden aus Europa auf die franz. Kolonialinsel Madagaskar vorsah; siehe VEJ 3/91, 92, 94, 99 und 101. 
(56) Das Konsistorium hatte mit Unterstützung des Joint seit den 1930er-Jahren und während des ersten Jahres der Besatzung Flüchtlingen aus dem Reich und Juden aus Luxemburg zur Emigration verholfen, indem es Visa und finanzielle Mittel für die Einreise in aufnahmewillige Länder organisiert hatte.
(57) Am 1.8.1940 war auf Anordnung Hitlers die Angliederung Luxemburgs an den deutschen Wirtschaftsraum erfolgt.
(58) Am 8.8. und 14.8.1940 hatten zwei Transporte mit insgesamt 108 Juden Luxemburg in Begleitung eines Unteroffiziers der Feldgendarmerie verlassen. Sie wurden mit Bussen durch Frankreich und Spanien bis nach Lissabon gebracht, von wo aus sie nach Übersee weiterreisen konnten.
(59) Albert Nussbaum (1898-1978), Textilhändler; 1929-1940 Schatzmeister der jüdischen Hilfsorganisation ESRA, 1937 Wahl ins Konsistorium, Juni bis Aug. 1940 Präsident; von Mai 1941 an in Lissabon für den Joint tätig, organisierte von dort als Bevollmächtigter der luxemburg. Exilregierung die Auswanderung von Juden aus Luxemburg; emigrierte im Jan. 1942 in die USA.
(60) In den USA fanden 463 Juden aus Luxemburg Zuflucht, 102 Personen gelangten nach Kuba. Für die anderen genannten Länder konnten keine genauen Zahlen ermittelt werden. Mindestens 890 der im Mai 1940 in Luxemburg lebenden Juden entkamen bis Kriegsende aus dem deutschen Machtbereich.
(61) LHA Koblenz, 662,6/501. Abdruck in: Peter Brommer (Hrsg.): Die Partei hört mit, Band 2: Lageberichte und andere Meldungen des Sicherheitsdienstes der SS, der Gestapo und sonstiger Parteidienststellen im Gau Moselland 1941-1945, Teil 1: 1941-1943, Koblenz 1992, S. 70-92, hier 80-82.
(62) Am 15.8.1940 wurde ein Einsatzkommando der Sicherheitspolizei und des SD in Luxemburg eingerichtet, Leiter war bis März 1941 Wilhelm Nölle, der Leiter der Staatspolizeistelle Trier.
(63)  Franz Grünzfelder (1909-1942); 1933 NSDAP- und SS-Eintritt; von April 1937 an beim SD-Abschnitt Koblenz, von 1938 an in Trier, von Aug. 1940 an SD-Führer beim Einsatzkommando der Sipo und des SD in Luxemburg; von Nov. 1941 an Leiter der Hauptaußenstelle Baranowicze des KdS Weißruthenien; bei einem Einsatz gegen Partisanen getötet.
(64) In Kapitel I. Allgemeines wird über das einjährige Bestehen der Volksdeutschen Bewegung, die Reaktionen der luxemburg. Bevölkerung auf den deutschen Angriff auf die Sowjetunion und deutschfeindliches Verhalten berichtet. Der folgende Abschnitt ist Teil von Kapitel II, Religiöses Leben; vorab ging es um die Erfassung kirchlicher Grundstücksgesellschaften sowie das Karmeliterinnenkloster in Luxemburg-Zens.
(65) Nach dem Angriff der Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22.6.1941 wurden im Reich und den deutsch besetzten Ländern zahlreiche vermeintlich prosowjetisch eingestellte Personen verhaftet, darunter in Luxemburg einige Juden lettischer, litauischer, polnischer und russischer Herkunft.
(66) Nicht ermittelt.
(67) Die 1869 gegründete Jacoby'sche Heil- und Pflegeanstalt für jüdische Nerven- und Gemütskranke sollte von Dez. 1940 an alle stationär zu behandelnden geisteskranken Juden aus Deutschland aufnehmen; siehe VEJ 3/127. Die Patienten wurden nach dem Beginn der Deportation der deutschen Juden zusammen mit den Koblenzer Juden verschleppt. Der Plan, Juden aus Luxemburg in die Anstalt zu verlegen, wurde jedoch nicht umgesetzt.
(68) Zu dieser Zeit unterhielt das Konsistorium in Luxemburg mindestens fünf jüdische Altersheime, sie waren in Privathäusern jüdischer Familien eingerichtet worden.
(69) Am 23.5.1941 führte der CdZ Gustav Simon per VO die Arbeitsdienstpflicht in Luxemburg ein. Das Lager Hinzert, ca. 30 Kilometer von Trier entfernt, war im Okt. 1939 zunächst als Polizeihaftlager errichtet worden, von Juli 1940 an diente es als Haft- und Durchgangslager vor allem für Häftlinge aus Frankreich und den BeNeLux-Staaten. Insgesamt gab es 1939-1945 im Lager Hinzert etwa 13 000 bis 14 000 Häftlinge.
(70) Tätigkeitsbericht.
(71) Nicht aufgefunden. Esch a.d. Alzette, die zweitgrößte Stadt Luxemburgs, liegt im Süden des Landes. Die dortige Synagoge wurde am 3.6.1941 zerstört.
(72) Siehe Dok. 212 vom 29.7.1941.
(73) Nicht aufgefunden.
(74) Es folgen die Kapitel III. Kulturelle Gebiete, IV. Verwaltung und Recht, V. Wirtschaft und VI. Gegner.


 

Frankreich

Der deutsche Botschafter in Paris bittet den Reichsaußenminister am 20. August 1940 um die Zustimmung zum Erlass antijüdischer Maßnahmen in Frankreich(75)

Drahtbericht Nr. 413 (geheim) der Deutschen Botschaft Paris, gez. Abetz, an Reichsaußenminister von Ribbentrop(76) (Eing. 20.8.1940, 20.10 Uhr) vom 20.8.1940
Erbitte Einverständnis antisemitischer Sofortmaßnahmen, die späterer Entfernung Juden gleichfalls aus nichtbesetztem Frankreich als Grundlage dienen können.(77)
1.) Verbot jüdischer Rückwanderung über Demarkationslinie(78) nach besetztem Frankreich
2.) Meldepflicht im besetzten Gebiet ansässiger Juden
3.) Kenntlichmachung jüdischer Geschäfte im besetzten Frankreich
4.) Einsetzung von Treuhändern für jüdische Geschäfte, Wirtschaftsbetriebe, Lagerbestände und Warenhäuser, derenBesitzer geflohen sind. Die genannten Maßnahmen lassen sich mit dem Interesse Sicherheit der deutschen Besatzungsmacht begründen und durch französische Behörden durchführen.(79)

DOK. 262
The Manchester Guardian: In einem Artikel vom 11. März 1941 wird die Lage deutscher Juden im französischen Internierungslager Gurs geschildert(80)


Deutsche Juden in französischen Lagern. Schreckliche Zustände
Von unserem ehemaligen Pariser Korrespondenten(81)

Besonders charakteristisch für die Beziehungen zwischen Berlin und Vichy ist die Deportation einer großen Zahl deutscher Juden von Deutschland aus in Lager im unbesetzten Frankreich.(82) Laval betrachtete diesen französischen Beitrag zur deutschen Barbarei offenbar als Teil der "neuen Ordnung".
Das berüchtigtste dieser Lager ist das Camp de Gurs im Departement Basses-Pyrénées. Noch immer sind unter seinen unglückseligen Insassen viele Soldaten der spanischen Republikaner, die seit Februar 1939 in französischen Lagern inhaftiert sind.(83) Im November und Dezember kam eine große Zahl deutscher Juden dazu, und dieser Prozess hält offenbar an,(84) obwohl Laval der Vichy-Regierung nicht mehr angehört.(85) Das Lager wird von französischer Bereitschaftspolizei unter dem Befehl deutscher Gestapo-Offiziere betrieben.(86)
Im folgenden Auszüge eines Briefes aus dem Camp de Gurs. Er wurde im Dezember geschrieben.
"Dies ist die sechste Woche für mich und meine Leidensgenossen, und ich bin noch am Leben - es ist erstaunlich, was Menschen aushalten können. Sie werden über mich wohl von Frau X gehört haben. Einmal hat Frau X mir Geld schicken können, sodass ich zusätzliches Essen in den Kantinen kaufen konnte. Wir hatten nämlich alles über 100 Mark abgeben müssen. Wir hungern und frieren, und die Nächte sind eisig.
Man redet davon, dass es besser werden soll, aber niemand weiß, wohin wir gebracht werden, genauso wenig wie wir wussten, wohin wir aus Baden und der Pfalz gebracht wurden. Die Fahrt dauerte drei Tage und Nächte. Einige der Leute waren 80 und 90 Jahre alt, und wir waren bei unserer Ankunft völlig erschöpft. Wer in den Freitod ging, hatte Recht. Und es waren nicht wenige. Wir haben etwa zwölf Tote jeden Tag, meistens Alte und Kranke. Man sieht das nicht als ungewöhnlich an. Die Ruhr wütet hier bereits, und man hat spezielle Baracken eingerichtet - es ist gespenstisch.
Sie haben für uns Juden den richtigen Platz gefunden. 9000 sind innerhalb von drei Tagen angekommen. Jetzt ist alles ein wenig organisierter. Aber anfangs war es grauenvoll. Wir sind etwa 15 000 Menschen hier, darunter einige Spanier. Man hat Kinderbaracken eingerichtet. Bald werde ich in Kälte und Schlamm nach den Kranken sehen müssen. Die Toiletten sind furchtbar.
Männer und Frauen leben hinter Stacheldraht, sind getrennt und dürfen einander nur für wenige Stunden pro Woche sehen und sprechen. Man sagt, dieses Lager sei das schlimmste in Frankreich. Die Männer, die aus Cyprien kommen, bestätigen das. Cyprien ist für andere Dinge berüchtigt.(87) 
Zum Frühstück bekommen wir eine Tasse schwarzen Kaffee, zum Mittag einen Teller Suppe, zum Abend einen Teller Suppe. Am Morgen wird Brot verteilt, für gewöhnlich ein Laib für acht Personen. Man überlässt es uns, wann wir es essen. Wir können etwas in der Kantine kaufen. Ohne diese Möglichkeit würden wir verhungern."

DOK. 290
Ein Ehepaar schildert am 11. November 1941 seine Flucht aus Paris über die Demarkationslinie in die unbesetzte Zone(88)


Brief von Otto und Hilde, derzeit wohnhaft in Mussidan, an Anna Barbasz,(89) Lissabon, postlagernd, geändert in: Hotel Sherrea, Barcelona, vom 11.11.1941 (Abschrift)
Meine Liebsten!
Wir sind also am 7. früh von Paris fort - unseren Entschluß hatten wir Euch angedeutet, so gut wir konnten, aber scheinbar nicht gut genug, damit Ihr ihn verstanden hattet - , haben mit Hilfe eines teuren Lotsen die Demarkationslinie überschritten und sind nach allerhand Aufregung und Strapazen glücklich hier angelangt, wo wir uns in den wenigen Tagen schon sichtlich erholt haben. Die Behörden, denen uns der Lotse vereinbarungsgemäß sofort übergeben hat, haben uns wirklich sehr anständig, man kann fast sagen freundlich aufgenommen. Wir haben angegeben, daß wir nach Avignon möchten, um nicht zu weit von Marseille zu sein, wo wir vermutlich öfters am amerikanischen Konsulat zu tun haben werden, und man hat uns Hoffnung gemacht, daß diese Bitte bewilligt werden wird. Die einzige Sorge, die uns blieb, ward Ihr, bis wir gestern abends von Schreyers, die Paris gestern früh verlassen und noch eine Karte von ihren Verwandten bekommen haben, hörten, daß Ihr endlich weiterreisen konntet und Euch in Lissabon einschiffen werdet. Wir können Euch nicht sagen, wie glücklich wir seither sind, und schreiben deshalb sofort nach Lissabon, poste restante,(90) in der Hoffnung, Euch dadurch noch vor Eurer Abreise von Europa Nachricht und insbesondere Beruhigung über uns zukommen zu lassen. Wir haben genug Geld mit uns, um ca. sechs Monate auszukommen, überdies ist mit meinem Associé,(91) der ja eine blendende Erbschaft von mir angetreten hat, ausgemacht, daß er monatlich 5000 Francs an uns überweist. Endlich hat unsere Freundin Françoise, die unsere Wohnung übernommen hat, den Auftrag, Verschiedenes aus der Wohnung zu verkaufen, sobald wir ihr um Geld schreiben sollten. Wir haben uns eigentlich sehr leicht von der Wohnung und allem Übrigen in Paris getrennt, da das Leben dort wirklich schon unerträglich war. Die zwangsweise Erholung, die wir jetzt vor uns haben, können wir beide sehr nötig brauchen. Sobald wir eine Adresse haben, wo Post uns erreicht, werden wir per Flugpost an Stella schreiben, so daß Ihr voraussichtlich bei Eurer Ankunft in Amerika schon weitere Nachricht von uns finden werdet. Ich bitte die C.(92) Mama, sofort in New-York mit Rudolf Kolisch zu sprechen, ihm zu sagen, daß vor allem seine Nachricht durch das Rote Kreuz unseren schnellen Entschluß, in die freie Zone zu gehen, hervorgerufen hat und daß ich ihn bitte, jetzt so schnell als nur wie irgend möglich die für unsere Einreise nötigen Schritte einzuleiten. Wenn Amerika in den Krieg eintritt, dann sind wir vermutlich nicht nur hier festgerammt, sondern laufen auch noch der Gefahr, wieder von unseren Verfolgern geschnappt zu werden. Darum bitte ich ihn gleichzeitig, sich um ein Transit-Visum für Mexiko für uns zu bemühen. Nach Erhalt dieses Briefes schreibe uns auf jeden Fall ein paar Zeilen an Ferrer, wie Ihr die Aufregung von Biarritz und die Weiterreise bis Lissabon überstanden habt. Daß Ihr unser Paket noch bekommen habt, hat uns sehr gefreut. Else haben wir beide in ziemlicher Verzweiflung zurückgelassen, aber sie hat versprochen, sobald Lisa, die sich fest entschlossen hat, zu ihrer Mutter zu fahren, Paris verlassen hat, uns nachzukommen, wofür wir ihr Geld und Instruktionen zurückgelassen haben und sie eingeladen haben, bei uns, wo wir eben sein werden, auf ihre Ausreise nach USA zu warten. Helen ist Kopfwaschen gegangen, deshalb schreibe ich Euch. Sie schaut schon wesentlich besser aus. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was für Arbeit sie vor unserer Abreise zu leisten hatte und wie tadellos sie alles erledigt hat. Ich wünsche Euch eine gute und ruhige Überfahrt und küsse Euch innigst
Euer Otto.

Meine Liebsten! Ihr seid sicher ganz erstaunt über unseren Entschluß. Jetzt wo alles hinter uns ist, atmen wir auf. Und daß Ihr gleichzeitig weg konntet, hat mich sehr, sehr erleichtert. Jetzt hätte ich nur schon gerne weitere Nachrichten von Euch. Also, der nächste Brief erreicht Euch hoffentlich schon drüben.
Noch viele, viele Küsse und beste Wünsche
Eure Hilde.

Der Berufsverband der Möbelindustrie bittet den Judenkommissar Vallat am 24. Januar 1942 darum, Möbelgeschäfte zu "arisieren"(93)


Schreiben des nationalen Möbelverbands,(94) Paris, Avenue Hoche Nr. 36, gez. E. Vérot(95) und A. Ducrot,(96) an den Generalkommissar für Judenfragen, Xavier Vallat, Vichy, vom 24.1.1942
Sehr geehrter Herr Generalkommissar für Judenfragen,
wir haben die Ehre, Sie um die Ernennung von Treuhändern für jüdische Möbelgeschäfte in der unbesetzten Zone zu ersuchen, so wie Sie es bereits für andere Berufsstände getan haben und wie Sie es bereits im speziellen Fall für die Filialen der Galéries Barbès(97) in der unbesetzten Zone taten.
Wir erlauben uns, Ihre Aufmerksamkeit auf die spezielle Situation der Möbelbranche zu lenken. In unserem Berufsstand hat nämlich die Produktion, die aus kleinen und mittleren Betrieben mit handwerklichem Charakter hervorgeht, in der jüngeren Vergangenheit unter den üblen Geschäftsmethoden gelitten, die eine Kaufmannschaft angewendet hat, die nicht zur Branche gehört und die von Juden geführt wird - die Firmen Lévitan,(98) Galéries Barbès, etc.
Unser Berufsstand würde es sehr begrüßen, wenn die jüdischen Firmen der unbesetzten Zone ebenfalls den Arisierungsmaßnahmen unterworfen würden.
Hochachtungsvoll

Gustave Ziboulsky berichtet seiner Frau am 20. Juni 1942 in seinem letzten Brief aus dem Lager Drancy von seinem bevorstehenden Abtransport(99)
Handschriftl. Brief von Gustave Ziboulsky,(100) Konzentrationslager Drancy, an seine Frau Marguerite,(101) Paris, vom 20.6.1942
Meine liebe angebetete Frau,
heute ist mein letzter Tag in Drancy. Sei zuversichtlich, denn ich fahre tapfer, nachdem ich Dich und unsere beiden Töchter gesehen habe. Ich fahre mit vielen Freunden, darunter Macol und Cario aus meinem Zimmer. Wir fahren nach Deutschland. Vielleicht kann ich wegen meiner Verletzungen an der Grenze freigelassen werden, aber man darf darauf nicht zählen. Du wirst Cario sehen, oder besser gesagt seine Frau, die Dir den Mut machenden Brief vorlesen wird, denn ich weiß nicht, was ich schreibe.
Wir fahren in eine zerstörte Stadt nahe Köln, um sie wieder aufzubauen und aufzuräumen.(102) Wenn ich entkommen kann, gehe ich zu Serge. Du wirst meinen Koffer voller unterschiedlicher Dinge bekommen, ebenso den Sack mit der Wäsche. Ich schicke Dir dieses eine Mal keine Inventarliste, ich habe nicht den Kopf dafür frei.
Weine nicht, meine liebe Maggy, auch nicht unsere lieben Kinder und Eltern,(103) und bedauert mich nicht, das wird mir Glück bringen. Und bald, wenn dieser verfluchte Krieg vorbei sein wird, werden wir uns alle bei guter Gesundheit wiedersehen.
Nur Mut, Liebste meines Herzens, sehr bald kommt das Ende dieses grauenhaften Albtraums. Ich habe Dein großes Paket mit den Konserven bekommen, ebenso das Paket mit der Wäsche. Du hast Entbehrungen auf Dich genommen, um mir Konserven schicken zu können, danke, danke, und bald komme ich zurück, und wir werden wie früher essen. Ich beende diesen Brief, meine einzige Liebe, indem ich Dir meine zärtlichsten Gedanken schicke, die immer bei Dir und unserer Familie sein werden. Yisso wird Dir 2500 Francs geben … Mut und Geduld und Zuversicht, und wir werden noch Glück erleben. Besuche die Cousine und die Tante und kümmere Dich um Dich selbst, wie auch um die Kinder.
Tausend Küsse, meine angebetete Frau, von Deinem Mann, der sein ganzes Leben an Dich denken wird.
Serge - Mimi und Rosette und Maggy
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(75) PAAA, R 29587, Bl. 228. Abdruck in: Serge Klarsfeld, Vichy-Auschwitz. Die "Endlösung der Judenfrage" in Frankreich, Darmstadt 2007, S. 375.
(76) Joachim von Ribbentrop (1893-1946), Kaufmann; 1932 NSDAP-, 1933 SS-Eintritt; von 1934 an außenpolitischer Berater Hitlers (Dienststelle Ribbentrop), Aug. 1936 bis Febr. 1938 Botschafter in London, Febr. 1938 bis Mai 1945 RAM; am 1.10.1946 in Nürnberg zum Tode verurteilt und hingerichtet.
(77)  Am 17.8.1940 hatte Abetz bereits der Militärverwaltung Vorschläge für antijüdische Maßnahmen der deutschen Besatzungsmacht unterbreitet; siehe Dok. 232 vom 17.8.1940.
(78) Die Demarkationslinie trennte seit dem Inkrafttreten des Waffenstillstands den von deutschen Truppen besetzten Norden und die Atlantikküste Frankreichs vom unbesetzten Süden des Landes.
(79) Das AA antwortete, dass Abetz' Vorschläge dort positiv beurteilt würden, darüber aber "höheren Orts entschieden" werde; Fernschreiben Sonnleithners vom 21.8.1940 an Abetz, wie Anm. 1, Bl. 227.
(80)The Manchester Guardian vom 11.3.1941, S. 10: German Jews in French Camps. Der Artikel wurde aus dem Englischen übersetzt. Die brit. Tageszeitung The Manchester Guardian wurde 1821 gegründet, seit 1959 erscheint sie unter dem Namen The Guardian.
(81) Alexander Werth (1901-1969), Journalist; 1928-1940 Korrespondent von The Glasgow Herald und The Manchester Guardian in Paris, Jan. bis März 1933 Korrespondent von The Manchester Guardian in Berlin, 1941-1948 Korrespondent von The Sunday Times und der BBC in Moskau, von 1949 an erneut in Paris.
(82) Zur Vertreibung der Juden aus Baden und der Saarpfalz siehe Dok. 252 vom 21.11.1940. 
(83) Im Febr. 1939 hatten etwa 450 000 span. Flüchtlinge die Grenze überquert und waren interniert worden.
(84) Das Gesetz vom 4.10.1940 erlaubte die Internierung von "Ausländern jüdischer Rasse" ohne weitere Begründung, siehe Dok. 242 vom 4.10.1940.
(85) Ministerpräsident Laval hatte sich für eine enge Zusammenarbeit mit Deutschland ausgesprochen. Am 13.12.1940 wurde er von Staatschef Pétain aller Ämter enthoben und unter Hausarrest gestellt.
(86) Die franz. Internierungslager in der unbesetzten Zone unterstanden dem Verteidigungsministerium, bzw. von Okt. 1940 an dem Innenministerium. Die deutsche Besatzungsmacht hatte hier keine Weisungsbefugnis. Dennoch besichtigten etwa Vertreter der deutschen Delegation bei der Waffenstillstandskommission die franz. Lager.
(87) Siehe Dok. 156 vom 26.9.1940.
(88) CDJC, XXVb-6.
(89) Anna Barbasz (1884-1974), konnte später in die USA auszuwandern.
(90) Postlagernd.
(91) Gemeint ist ein Gesellschafter.
(92) Gemeint ist wohl Chère.
(93) CDJC, XXX-75. Das Dokument wurde aus dem Französischen übersetzt.
(94) Der Groupement National de l'Ameublement war Teil des Berufsverbands, mit dem die holzverarbeitenden Betriebe am 22.1.1941 nach ständestaatlichem Vorbild gegliedert wurden; JO vom 25.1.1941, S. 410-412.
(95) Der Möbelfabrikant Edmond Vérot war Leiter der Abt. zur Verwaltung der jüdischen Geschäfte innerhalb des Groupement National de l'Ameublement und stellv. Präsident der Chambre Syndicale de l'Ameublement.
(96) Albert Ducrot (1900-1964), Möbelhändler; 1923 Gründer des Möbelgeschäfts Ducrot in Paris; von 1941 an Präsident des Groupement National de l'Ameublement.
(97) Das Unternehmen, 1892 in Paris gegründet, dehnte von 1932 an seine Aktivitäten auf ganz Frankreich aus, von 1937 an auch auf Algerien. Nach der Ernennung eines Treuhänders wurde es im Februar 1942 geschlossen; AN, AJ38, Bd. 566.
(98) Wolff Lévitan gründete 1913 ein Möbelfachgeschäft in Paris.
(99) CDJC, DLXXI-12. Abdruck in: Sabbagh (Hrsg.), Lettres de Drancy (wie Dok. 291, Anm. 6), S. 171 f. Das Dokument wurde aus dem Französischen übersetzt.
(100) Gustave Ziboulsky (1902-1942), Zuschneider; stammte aus Kiew und lebte mit seiner Familie im 11. Pariser Arrondissement; er wurde während der Razzia am 20.8.1941 verhaftet und in Drancy interniert, von dort nach Auschwitz deportiert und ermordet.
(101) Marguerite Goldenberg (1906-1989) war seit 1924 mit Gustave Ziboulsky verheiratet.
(102) Der Transport mit 934 jüdischen Häftlingen verließ Drancy am 22.6.1942 und erreichte wenige Tage später Auschwitz.
(103) Alfred und Anna Ziboulsky.


© Auszüge: Oldenbourg Verlag

 


 

 



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